Rockin’ The Suburbs

von einbecker

(Die Chinaserie wartet immer noch etwas ungeduldig auf der Startgraden — die Zeit, werte Leser, die Zeit!)

Sonntag morgen. Die Croissants duften frisch, die Pancakes kommen just aus der Pfanne und der Milchschaum wird genüsslich geschlürft. (Warum ist heute erst Donnerstag?) Dazu kommt natürlich Musik, um den perfekten Augenblick (denken wir uns 25°C und Sonne dazu) zu untermalen. Sicher, dass kann Norah Jones oder Jack Johnson sein. Wenn es vor sich hin plätschern soll. Wer Qualitätsmusik sucht, die auch ohne Zwischenreden auskommt, wird früher oder später bei Ben Folds landen. Hier fünf Lieder, die das Marmeladenbrötchen würzen:

  • 5. One Angry Dwarf and 200 Solemn Faces (Whatever And Amen)

    Der Ärzte »Zu Spät« auf Englisch und gut. Schwer zu verstehen, bei dem ganzen geklimper, aber man kann es ja nachlesen: »If you really wanna see me, check the papers and the tv. Looks who’s telling who what to do.« Das ganze in der Dreier-»Five«-Besetzung schnell und ein wenig funky eingespielt.

  • 4. Zak And Sara (Rockin’ The Suburbs)

    Das schnelle Klavier am Anfang verschwimmt zu einer leichten, sanften Melodie. Die Foldsche Stimme setzt ein, ein paar »Badada«s kommen dazu. Ein junges Pärchen aus dem Südwesten. Auch wenn man es nicht (gleich) versteht, es macht schon sinn, was er uns sagen will. Und diese Melodie und Stimme, die es einem erlaubt, die aufmerksamkeit von 50 auf 100 Prozent zu verstellen, wann immer man will.

  • 3. Army (The Unauthorized Biography of Reinhold Messner)

    Neben einem der größten Albumtitel der letzten Jahre besticht dieser Song durch die Dynamik, schnell, laut, leise, ruhig — gleitendes Piano, Stilwechsel und noch viel mehr. »I’ve been thinking a lot today.« Ganz egal, ob Folds nun wirklilch in der Armee war oder nicht: Darüber sollte man mal nachdenken.

  • 2. Philosophy (Ben Folds Five)

    Hier startet der Gesang vor der Melodie und entblößt die zerbrechliche Schönheit Folds Stimme. Dann treibt das Piano, die Drums und der Bass und machen aus dem Stück wohl das Vorzeigeexempel der Triozeit: Harmonien, gegenseitiges Antreiben, Jazz, Funk: »punk rock for sissies«

  • 1. Gracie (Songs For The Silverman)

    Die eigene Tochter ist Thema dieses ruhig vor sich hintreibenden Songs. Nur das Piano trägt die Stimme, wiegt sie sanft hin und her, von dur nach moll, von langsam zu Pause. Immer wenn es persönlich wird, kommt dieses Gänsehautgefühl, das auch »Late« begleitet, ein Tribute an den viel zu früh gestorbenen Elliott Smith — der Gerüchten zu Folge hörte er eine Platte seines guten Freundes Ben Folds, als er sich das Leben nahm. Zurück aber zu Gracie: Hätte mein Vater ein Lied über mich geschrieben, und wäre das Resultat auch nur halb so schön wie dieses: Ich würde ihn lieben. Und dieses Lied.

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3 Kommentare

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  • Stefan am 20.04.2006  #1

    Das wären meine Ben-Folds-Top-5:
    5. The Luckiest (Rockin’ The Suburbs): Wenn ich Liebeslieder schreiben könnte, dann würde ich es am liebsten so tun. Gerade an der Schwelle zum Schnulzigen und mit Liebesbekundungen, die ihresgleichen suchen.
    4. Magic (Reinhold Messner): Nicht von Ben Folds geschrieben, aber dennoch ein fantastischer Song, schon allein wegen des Paukenschlags bei Minute 1:28 und des Satzes “I saw you last night dance by light of the moon”.
    3. Give Judy my Notice (Speed Graphic, auf keinen Fall die Album-Version von Songs for Silverman): Das Klavier. Der Text.
    2. Zak & Sara (Rockin’ The Suburbs): Die Wortspiele (“Zak without a c” spielt “Sara with no h’s favorite songs”) und das Songwriting vereinigen sich zu einer formidablen Symbiose, die man als fast perfekten Popsong bezeichnen könnte.
    1. Army (Live): Ben Folds sollte man, sofern irgend möglich, mal live sehen. Schon allein wegen Army, wenn das Publikum die Trompeten und Saxophone simuliert (auch schön auf Live-CDs und Konzertmitschnitten): Der Mann hat sein Publikum im Griff und das Publikum genießt es.

    Sorry, jetzt hab ich viel viel mehr geschrieben als ich wollte. Entschuldigung. :-)

  • einbecker (Autor) am 20.04.2006  #2

    Der Paukenschlag ist wirklich Großartig, Liebeslieder hat der gute Herr wirklich drauf — und die Version von Give Judy my Notice stand mir nicht zur Verfügen. Und so ist es wie immer mit Musiklisten: Höchst subjektiv ähem, objektiv, natürlich.

    Und zu lange Kommentare gibts nun gar nicht, da braucht man sich nicht zu entschuldigen sondern wird gerne aufgenommen. Den Tipp mit dem Konzert werde ich wann immer es geht bäldigst befolgen.

  • Schür (Team) am 20.04.2006  #3

    Zu lange Kommentare sind sogar äußerst gerne gesehen :-) Stefan, du hast ja sogar eine richtige Top 5-Liste gepostet, wow. Falls du sowas noch öfter vor hast, gib doch bitte Bescheid ;-)

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