Verhalten im Coffee House

von Schuer

Die Bedienung eines Coffee Houses ist recht einfach. Es gibt keine. Man bestellt stattdessen direkt an der Theke. Und weil man dabei soviel falsch machen kann, haben wir die fünf wichtigsten Regeln zum Mitnehmen:

  • 5. vorab: beobachten, zugucken, lernen.

    Menschen studieren das Menu Board, bestellen und zahlen an der Kasse, erhalten ihr Getränk an der Getränkeausgabe und benutzen dann bei Bedarf weitere Zutaten an der Condiment Bar. Es existiert also ein Schema, und dieses Verhalten zu übernehmen könnte sinnvoll sein. Schritt für Schritt im Detail:

  • 4. die Auswahl des Getränks, Verhalten in der Schlange

    Leser, die ihr persönliches Lieblingsgetränk bereits gefunden haben und keine weiteren Anweisungen benötigen, können diesen Schritt überspringen und direkt bei Punkt 3 an der Kasse fortfahren. Alle anderen studieren nun das Menu Board und überlegen sich grundlegende Merkmale: heiß oder kalt? Mit Kaffee oder ohne? Süß oder nicht süß? In welcher Größe? Für hier oder zum mitnehmen? Falls zu diesem Zeitpunkt noch keine Auswahl getroffen werden kann, behalten Sie die bereits festgelegten Merkmale im Hinterkopf, um die noch Fehlenden später an der Kasse im Beratungsgespräch mit den Baristas (Personal des Coffee Houses) gemeinsam herauszufinden. Falls sich übrigens eine Schlange vor der Kasse befindet, stellen Sie sich direkt hinten an (Achtung: nicht von der Seite reindrängen!) und studieren dann von dieser Position aus, um den Zeitraum zwischen Auswahl des Getränks und seinem Bestellvorgang zu verkürzen. Tipps zum reibungslosen Ablauf: es kann sinnvoll sein, schon jetzt den Inhalt des Portemonais zu eruieren, um Missverständnisse und unnötige Verzögerungen beim Bezahlvorgang zu vermeiden.

  • 3. Beratung und Bestellung an der Kasse

    Die wichtigste Position in der Kette: hier entscheidet sich im Regelfall, welches Getränk Sie später erhalten. Dabei gibt es einige Punkte zu beachten. Leser, die sich noch nicht hinreichend entscheiden konnten, lassen sich an dieser Stelle ausführlich beraten. Nehmen Sie das Gespräch ernst, denn es betrifft fast immer Luxusgüter (Kaffee, Tee, Schokolade). Ist der Zeitpunkt gekommen, die Wahl des Getränks zu formulieren, meiden Sie schwammige Aussagen wie »Pott Kafffe« oder »’nen Matschato«, denn sie beschreiben Ihr gewünschtes Getränk nicht hinreichend und zeigen, dass Sie kein großes Interesse an der Kaffeekultur haben. Kaffee ist vielfältig, und auch im Autohaus würde niemand nur »Auto!« bestellen, sondern seine Wünsche in Form von »ich interessiere mich für den neuen Golf« konkretisieren. Unangebracht sind übrigens Beschreibungen wie »eisgekühlte Kaffeekreation mit Espresso, weißer Schokolade und Caramel-Sauce auf der Sahnehaube«, kombiniert mit einem ausgestreckten Zeigefinger in Richtung Menu Board. Benutzen Sie stattdessen den jeweiligen Getränkenamen direkt oberhalb der Beschreibungen. An dieser Stelle ein guter Ratschlag: wagen Sie Sonderwünsche! Individualisieren Sie Ihr Getränk, kaufen Sie nicht von der Stange. Amerikaner, die Dinge wie »Grande triple shot low fat no foam latte with two pumps vanilla, extra hot please!« bestellen, gelten dabei als Vorbild. Kaffee ist so individuell wie der eigene Musikgeschmack, der selbst entdecken werden muss. Fragen Sie nach Proben, probieren und fragen Sie, entdecken Sie. Noch ein Hinweis: falls man Sie nach der gewünschten Größe Ihres Getränks fragt, sagen Sie nicht »normal«. Es gibt fast immer klein, mittel und groß. Das ist ganz normal.

  • 2. Getränkeausgabe und Condiment Bar

    Die Getränkeausgabe befindet sich fast immer unweit der Kasse und in der Nähe der Espressomaschine(n). Warten Sie hier, bis ihr Getränk ausgerufen wird. Sehr wichtig für den reibungslosen Ablauf ist an dieser Stelle, dass Sie kein falsches Getränk mitnehmen, denn das ist für beide Seiten ärgerlich. Das in Amerika verbreitete Vorgehen, an der Kasse den Vornamen des Gastes zu erfragen, um damit den Becher zu beschriften und bei der Getränkeausgabe mit auszurufen, wird in Deutschland leider abgelehnt. Gäste beim Vornamen zu nennen gilt hier als unhöflich, und »Eine Short Latte für Frank!« will uns nicht unverkrampft über die Lippen gehen. Sollte das Coffee House also gut gefüllt sein, bleiben Sie aufmerksam und achten Sie auf die ausgerufenen Getränke. Der nächste Schritt nach Erhalt Ihres Getränks besteht darin, die Condiment Bar aufzusuchen, falls weitere Zutaten erwünscht sind. Hier finden Sie Milch, Zucker, Süßstoff, Löffel, Servietten und Dinge wie Zimt, Schoko- oder Vanillepulver. Beachten Sie bitte, dass Sie Ihr Getränk zu den Zutaten bringen, und nicht die Zutaten zum Getränk. Das hat einen einfachen Grund: Zutaten, die von der Condiment Bar entwendet werden, fehlen dort den anderen Gästen.

  • 1. Das Zelebrieren einer Kaffeekultur

    Wer Ally McBeal gesehen hat, weiß, wie man Cappuccino zelebrieren kann, auch wenn er in Pappbechern steckt. Kaffee in Pappbechern ist in Deutschland allerdings ein sensibles Thema, das gerne mit Argumenten wie »Ich zahle doch nicht 3 Euro für..« kombiniert wird. Dabei ist die Sache recht einfach: wer sein Getränk mitnehmen möchte, kommt um die Pappe nicht herum. Keine Bange, es schmeckt daraus nicht anders als aus einer Porzellantasse. Es ist vielleicht ungewohnt, aber nicht böse und vor allem sehr hygienisch. Kommen wir zum eigentlichen Erlebnis, dem Kaffee: trinken Sie bewusst, nicht aus einer Gewohnheit heraus! Kaffee ist zu wertvoll, um ihn gedankenlos zu verkosten. Aus diesem Grund sollten Sie sich nicht scheuen, das perfekte Kaffeeerlebnis zu fordern. Wenn Ihr Getränk also offensichtliche Mängel aufweist, geben Sie es ganz selbstverständlich zurück und erwarten ein neues. Kein Coffee House wird Ihren Wunsch abweisen, wenn die Kritik begründet ist. Typischer Qualitätsmangel eines Cappuccinos, der eben im Zusammenhang mit Ally McBeal genannt wurde, ist zum Beispiel ein grober und zu fester, klebriger Schaum, der vor der Zubereitung des Getränks zu lange gestanden hat. Guter Cappuccino erfordert einen feinen und weichen Rasierschaum, der frisch zubereitet werden muss. Sorgfalt auf Seite des Coffee Houses sollte also selbstverständlich sein, denn nur so können Sie Ihren Kaffee genießen. Und genau darum geht’s doch.

Mehr Top 5-Kaffee: Fünf Fehler bei der Kaffeezubereitung, Kaffee to go mit möglichst hippen Namen.

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1 Kommentar

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  • Rea Getränkemarkt am 30.01.2009  #1

    “Männer können trinken, ohne Durst zu haben,
    Frauen können reden, ohne ein Thema zu haben.”

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