You just start again. Start all over again.

von einbecker

Werter Leser. Wir möchten Sie förmlich um Entschuldigung bitten. Wir haben sie vernachlässigt. Das tut uns Leid. (Auch wenn wir ja eigentlich nur anderes zu tun hatten, aber das ist eben auch eine andere Geschichte). Jedenfalls gehts hier bald wieder los mit dem gewohnten Qualitätsblogging. Also, quasi jetzt. Mit diesen Zeilen. Kriegen Sie nicht mit?

Ich auch nicht. Also weiter zur Musik. Fünf Alben der letzten Zeit, die man sich wirklich anhören sollte:

  • 5. Voxtrot: Your Biggest Fan (EP)

    Seitdem ich damals bei Herrn Waldar über Start of Something stolperte, versuche ich das elendig kleine Bisschen Musik, das von ihnen veröffentlicht wird, sofort in mich aufzusaugen. Aber nein, dazu kommt es gar nicht. Ich muss es nur einmal anspielen, und dann saugt es mich in der Musik auf. Und spuckt mich leider viel zu schnell wieder aus, da dies hier erst die dritte EP der Indiepopper ist. Wir warten also alle gespannt auf den ersten Longplayer und vergnügen uns derweil mit Your Biggest Fan, das drei Lieder ruhigen, melodischen und refrainlastigen Pop enthält, der vielleicht an ungepluggte Strokes mit ganz anderem Sänger und ein klein wenig Kamillentee erinnert. Was natürlich eine völlig falsche Assoziation ist.

  • 4. Duke Special: Songs From The Deep Forest

    Neulich, auf einem Divine-Comedy-Konzert, stehen gefühlte zwanzig Percussioninstrumente auf der Bühne. Und ein Grammophon. Dann kommt die Vorband: Ein recht abgewetzt aussehender, Dreads tragender Endzwanziger, der zielstrebig an die Elektroorgel geht, und ein Herr mit Crusty-Mähne im Frack, der zwar gerade seine besten Jahre lebt, aber trotzdem durchaus zu einem älteren Semester gezählt werden kann. Und dann, mit den ersten Tönen des Grammophons und den darauf einsetzenden anderen Klängen und Stimmen, fängt der Zauber an. Ruhig, sicher, aber genau die Musik, die man sich bei diesem Herbstwetter anmachen sollte, wenn man sich in die Badewanne gleiten lässt. Wenn man denn eine hätte.

  • 3. Phantom Ghost: Three

    Allein schon wegen Relax it’s only a ghost, das falsche Franky-Goes-To-Hollywood-Anleihen glänzend bedient, muss die Drei gekauft werden. Minimalistisch elektronisch, ohne dabei den anderen Minimalelektroplatten an Härte oder Kraft folgen zu wollen. Obwohl: Kraft schon, nur eben nicht diese brachiale Death-From-Above-1979-Power, sondern eher Notwistsche Energie. Jedenfalls ein hamburger Projekt von Thies Mynther (Stella) und Dirk von Lowtzow, dessen Stimme auch jeder gleich erkennt, der die Tocotronischen Englisch-Selbstcover gehört hat.

  • 2. Yo La Tengo: I am not afraid of you and I will beat your ass

    Yo La Tengo, ich muss es geschehen, war bisher etwas an mir vorbeigezogen. Mal ein Lied gehört, mal für ganz nett befunden, sehr schnell wieder zur Seite gelegt. Ich weiß noch nicht, ob mir das mit dieser Platte gelingt, die, so die Experten, ja einen gewissen historischen Überblick über die 20jährige Schaffenszeit dieser Band liefern soll, um dabei die Historie links liegen zu lassen. Vielleicht nicht gerade die Überplatte, die einen aus dem Stuhl treibt, den Tanzbeinmotor anwirft und die Sohle auf dem Parkett verglühen lässt. Ich bin eher versucht, das Attribut Frühstücksmusik aus dem Ärmel zu schütteln. Frühstücksmusik heißt in diesem Haushalt allerdings Feist oder Calexico, womit mir dieser Vergleich wohl verziehen werden kann. Jedenfalls ist hier alles sehr harmonisch-gut, und nicht nur der Albumtitel lässt mich — als Fan von langen Albumtiteln — aufhorchen.

  • 1. Johnossi: Johnossi

    Die üblichen Verdächtigen schweigen. Immerhin: ein einzelner Plattentest. 8/10. Ich würde mehr geben. Warum? Weil John und Ossi Ben Folds mit dem Trail Of Dead gepaart haben. Wegen Man Must Dance. Oder Rescue Team. Oder dem ganzen Album. Jahrescharts, ick hör Dir tapsen, und das nicht nur, weil bald Jahresende ist, Johnossi live besser als Sugarplum Fairy rockten oder sehr nette Gesprächspartner am Merchandisingstand waren. Sondern weil das mal was völlig neues ist, was auf den Namen »Singer/Songwriter« hört.

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5 Kommentare

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  • Schür (Team) am 30.10.2006  #1

    Interessante Liste. Wäre ich Album-Hörer, würde ich einen Gegenschlag zu deiner Liste (und vermutlich zu deinem Geschmack) planen. Aber ich bin ja leider der Meinung, dass es keine kaum gute Platten gibt, sondern immer nur einzelne Songs, die überzeugen, in Verbindung mit Füllmaterial. Leute wie James Blunt, Jack Johnson oder Coldplay kriegen es dann hin, dass mehr als 50 % oder sogar bis zu 80% aller Songs gut sind, aber grundsätzlich glaube ich an die FDP-Quote im Musikbusiness.

  • einbecker (Autor) am 30.10.2006  #2

    Und ich würde darauf antworten, dass genau die es sind, die das nicht schaffen. ;-)

  • Schür (Team) am 30.10.2006  #3

    Das wusste ich ;)

  • wiesengrund am 01.11.2006  #4

    Die üblichen Verdächtigen schweigen.

    mag daran liegen, dass die Johnossi ihnen einfach noch nicht in die hände gefallen ist… :)

    aber ein großes Ja! zu Voxtrot. Endlich mal eine Band wo “highly anticipated debut” richtig zutrifft.

  • Armin (Team) am 01.11.2006  #5

    Ein Album gibt’s noch nicht, aber ich sage The View eine grosse Zukunft voraus. Oder Superstar Tradesman bleibt eine Eintagsfliege, was schade waere fuer so schoenen Krach. Laeuft jedenfalls im Moment bei BBC 6 ziemlich oft.

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