Danke, Bahn

von einbecker

Mit 16 Jahren benutzte ich das Auto meiner Mutter, um die diversen Tennisvereine des Landkreises, die ich betrainerte und betreute, anzusteuern. Nicht nur war ich damit die coolste 16jährige Sau aus Südniedersachsen (Tennistrainer! Ford Escort Cabrio! Mobiltelefon!), nein, ich konnte das dank der DMV-license, die mir in den US of A ausgestellt wurde, sogar ganz legal. Seitdem hänge ich an meinen Autos, auch wenn sie dann doch mal durch Reh- oder Kfz-Kontakt von Klein- zu Kleinstwagen deformierten. Platz, eigene Musik, eigene Temperatur, keine nervigen Kleinkinder oder Großeltern. Aber manchmal, da ist es doch durchaus ganz schön, in dieses umweltbewusste lange Ding auf Rädern auf Schienen einzusteigen und entspannt dort anzukommen, wo man auch hinwill. Genauso manchmal vereitelt dieses schöne Unternehmen, das die langen Dinger angeblich so gut steuert, allerdings dieses Anliegen.

  • 5. Klimaanlage

    »Ganz schön warm hier«, dachte ich beim Betreten des Wagens. Und ich sollte Recht behalten, denn meine Wärmestresssensoren schlugen schnell an. Es perlte nicht nur von meiner Stirn, der Zug ist überfüllt, die Winterbekleidung wird gegen Unterhemden eingetauscht. Inklusive Schweißflecken. Geschätzte 35 Grad, mitten im Februar — »Thermostatausfall, Tschulligung.«

  • 4. Prosecco

    Wärme lässt Flüssigkeiten verdunsten, und somit, so die Theoretiker, schlägt Herr Alkohol auch direkt besser an und zu, wenn die Temperatur stimmt. Die kaffeefahrenden Damen des Bridgeclubs Herne-Süd waren jedenfalls ob ihres Proseccokonsums begeistert, wie einem die überbordende Geräuschkulisse bestätigte.

  • 3. Kater

    Karneval, werte Kostverächter, kann ja sehr schön sein, aber ein kleines Wenig des Stoffes, den ich noch in Punkt vier harrsch kritisierte, hatte ich am Vorabend noch selbst konsumiert, und dies verschlimmerte die äußeren Faktoren durchaus um einen gewissen Faktor.

  • 2. Döner

    Mir gegenüber sitzt ein bis hierhin gänzlich unauffälliger junger Mann mittleren Alters, der es jedoch schafft, binnen einer halben Minute das Innere des Wagons in eine olfaktorische Monokultur zu verwandeln. Pausenbrot, liebe Schulkinder, war gestern, heute ist der neue Star der Pausendöner, gerne konsumiert kurz vor Mainz (was ja an sich schon ein Hohn ist: Da fährt man nach Kölnbonn, um dort Karneval zu feiern, und fährt durch die Fastnachthochburch schlechthin zurück).

  • 1. »Diesen Zug gibt es nicht.«

    Punkte fünf bis zwei sind Ergebnis einer einzigen Dienstleistung der Deutschen Bahn — in der Gesamtwertung also war diese Reise weit vorne. Als Einzelpunkt aber begeistert doch diese Aussage, die mich am Zentralbahnhof Amsterdam ereilte. So für sich gesehen ist es ja nicht so schlimm, wenn es einen Zug, der nun mal auf dem deutschen Ticket, das vor vier Tagen gekauft wurde, noch existiert, schon seit drei Wochen so nicht mehr fährt. Wenn das Resultat aber darin besteht, dass man an diesem Tag gar nicht mehr in die Heimat zurück kann, dann ist der Ärger, nun, sagen wir einmal: groß.

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