»You gotta keep on keeping on«

von einbecker

Die siebte Langspielstudioplatte von Oasis heißt »Dig Out Your Soul«. Und ist vielen Leuten wahrscheinlich höchstgradig egal. Mir hingegen alles andere als das — schließlich feiert die eine Seite der Musikpresse (die, die Oasis verehrt) das Album als bestes seit Be Here Now. Und ich stehe ja auf der guten Seiten, wie man schon häufig lesen konnte. Hier also die Highlights des neuen Albums:

  • 5. To Be Where There’s Life / High Horse Lady

    Nie wurden schönere Hommagen an die Beatles gespielt. Inklusive Indienanleihen und tranceartigem Gesang.

  • 4. The Shock of the Lightning

    Klassische erste Single. Gitarrenwand, (relativ) klarer Gesang, beide Gallaghers dürfen ran und die unvermeindliche Beatles-Anspielung. Nuff said.

  • 3. Bag It Up / Falling Down

    Der Opener ist ja bei vielen Alben ein Statement. Und Statements fallen bei Oasis ja immer schon in größeren Dimensionen aus, und so ist auch mit dem ersten Stück einer Platte. Oder: War es. Natürlich ist es immer noch eine hervorragender Song, um die Platte zu starten. Er ist bombastischer, hat mehr Feedback und klassische Riffs als der Rest des Albums. Und er nimmt sich doch zurück, will nicht mehr Bombast sein, keine Kopie der anderen Opener, sondern eigenständig dastehen, ohne Rücksicht auf das, was vorher war. Falling Down verkörpert dieses Zurückgezogene noch ein Stück mehr. Auch ruhigere Stücke, mit nachdenklicher Intonation — und auch Text — gab es schon vorher, aber: nicht so eigenständig und dabei ganz klar einer Tradition folgend.

  • 2. I’m Outta Time

    Eine Blur-Anspielung? Jedenfalls einiges an Pink Floyd, wenn man die Gitarrensoli(andeutungen) betrachtet. So ruhig, so entspannt, wie schon lange nichts mehr aus dem Hause Gallagher. Mit der Textzeile (s.o.), die Oasis Werk am besten beschreibt. Dem kann man nichts mehr hinzufügen.

  • 1.

    Kein Hit. Kein Wonderwall, kein Live Forever. Aber eben auch kein Little By Little — was einerseits ein verdammt gutes Lied ist, aber eben doch so nach Hit! schreit, ja: schreien will. Und das ist die Stärke dieses Albums: Es verleugnet nicht, aus dem Hause Oasis zu kommen. Dies hätte auch keinen Zweck, diese Stimmen, dieses Gitarrenspiel, die gesamte Art: Das ist kein sich immer wieder selbst erfindendes Gebilde à là Blur, denn es schwitz aus allen Poren das Wasser, aus dem Oasis nun einmal gemacht sind. Aber das Album versucht auch nicht, sich irgendwie in eine Rangliste von Alben zu drängen — was hoffnungslos ist, wie die letzten fünf Alben gezeigt haben, was hoffnungslos ist: schließlich sind die beiden Erstwerke Teil des Musikkanons und gehören zu den wichtigsten Platten, die je erschienen sind. Also: Alles richtig gemacht.

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2 Kommentare

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  • Schuer (Team) am 17.10.2008  #1

    Danke für die Hinweise, ich muss dringend reinhören.

  • Schuer (Team) am 17.10.2008  #2

    Falling down ist mein Pendant zu Coldplays Lost: Das erste große Erlebnis auf einer noch unbekannten Platte.

    Aber ja, I’m Outta Time ist ebenfalls dings, awesome.

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