Le Tour 2007

von einbecker

Jetzt, wo alle anderen aussteigen, müssen wir wohl übernehmen. Sat 1, bekommt mein großartiges Bildungsfernsehen (also known as: DVB-T) nicht, und die Wendehälse von Eurosport kann man nun wirklich nicht als die Retter der Tour-Berichterstattung erklären.

Warum also wir? Warum also Tour de France?

  • 5. Die Leistungen

    Ich wollte mir diese Tour wirklich nicht geben. Zuviel war geschehen, zuviel berichtet, zu viele Schatten hingen über ihr. Sonntag war es dann so weit: Die Gleichung Kater und Internet auf der einen Seite musste mit Eurosport auf der anderen ausgeglichen werden. Und es dauerte nur ein paar Minuten, da hatte sie mich wieder. Diese Demonstration von Kraft, Ausdauer und Konzentration, die ist einzigartig in der Sportwelt. Und auch wenn diese Leistung von vielen mittels Medikamenten gesteigert wurde: Ziehen wir 10% von den Kilometern ab, 12% von der Zeit und 17% von der Coolness: Es bleiben großartige Leistungen.

  • 4. Die Medizinischen Abteilungen

    Die Formel Eins wird ja häufig als Versuchslabor der Autobauer bezeichnet. Nirgendwo sonst kann man Motoren solcher Belastungen aussetzen, Reifen an der Grenze zwischen Roll- und Gleitreibung testen und Betankungsanlagen in Oktobermaßstäben messen. Die Tour de France ist dieses für die Pharmakonzerne und Ärzte der Welt: Asthmatiker zu Höchstleistungen treiben, Krebsopfer das fehlende Testosteron und die fehlenden Blutkörperchen zu schenken, kasachische Blutsbrüderschaften besiegeln und dabei keinerlei Auflagen der Weltgesundheitsorganisation zu fürchten, das kann man nur hier. Und jetzt soll keiner so kleinlich sein und behaupten, das Medikamente, die andere Medikamente verbergen, für die Allgemeinheit nicht wichtig sind: In Zeiten der totalen Überwachung wird der Schutz der (medizinischen) Privatsphäre immer wichtiger.

  • 3. Die Diskussionen

    Herr Niggemeier hat ja schon einige Beiträge gesammelt, auch andere Blogs zeigen, was für lustige Menschen Fahrradfahrer so sind. Und bitte, alleine für die Diskussionen der Experten auf Sat 1 und Eurosport ist es wert, dass die Tour weiter gesendet wird, schließlich weiß man da endlich, wofür Journalisten gut sind. (Ich wollte auch mal eine Diskussion über Blogs vs. Journalismus lostreten…)

  • 2. Die Folklore

    Radfahrer führt, trinkt zwei Flaschen Rotwein, schläft, fährt in die falsche Richtung weiter. Pantanis Teufelsritt nach Alpe d’Huez. Baumgrenzen, Klöster und Käsesorten. 24er Ritzel, Zeitfahrmaschinen und schwere Stürze. Der belgische Kreisel. La flamme rouge. Der Besenwagen. Sieben Stunden gilt es zu überbrücken, und da kann viel über Land, Technik und Leute erzählt werden. Wird es auch.

  • 1. Le tour n’est pas mort

    Sie riecht nur so. Aber das schon länger: Wenn alle Sieger der letzten Jahre Asthma hatten, Doping immer exakt nach der Verjährung zugegeben wird und Dopingfälle weit zurückreichen, kann man nicht wirklich glauben, dass auch nur ein Sieger der letzten 20 Jahre sauber war. Vielleicht ja 2008, wenn es so weiter geht.

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1 Kommentar

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  • joerg am 27.07.2007  #1

    Chapeau Monsieur Unbeckär!

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