Rituale

von einbecker

Man sagt, der Mensch sei ein Gewohnheitstier. Natürlich bestreitet jeder halbwegs unvernünftige (→ Tocotronic) Mensch, Rhythmen zu folgen — oder dass diese gar seinen Alltag bestimmten. Doch in aller Unvernunft, die ich immer wieder an den Tag lege, sind doch gewisse Muster zu erkennen.

  • 5. Fernsehen

    Als Nichtfernseherbesitzer etwas paradox, aber Sportschau am Samstag und Tatort am Sonntag gehören zu einem gelungenen Wochenende einfach dazu.

  • 4. Schlafen legen

    Seit ich in dieser Wohnung wohne der gleiche Vorgang: Wecker des Mobiltelefons auf die gewünschte Urzeit gestellt, auf die Seite des Hochbetts gelegt, Hochbettlicht (Wechselschalter unten) angestellt, Zimmerlicht aus, Leiter besteigen, Hochbettlicht (Wechselschalter oben) aus. Oder noch ne Runde lesen.

  • 3. Aufstehen

    Mobiltelefonwecker klingelt, also aus (Handgriff, der so automatisiert wurde, dass er mich noch Jahre verfolgen wird. Das Telefon liegt hierbei immer an der gleichen Stelle, so dass ich diesen Vorgang wortgetreu im Schlaf erledigen kann.). Hinabsteigen, Handtuch und Unterhose greifen, Bad (rein), Klo, Zahnbürste, Dusche, Bad (raus), anziehen, ApfelBanane greifen und zur Straßenbahn. Körper nach Geldbörse, Telefon, Schlüssel und iPod abtasten. In diesem Moment das erste mal die Augen öffnen. Dabei bin ich Frühaufsteher.

  • 2. Kaffee

    Kaffee gibt es 0-3 Male pro Tag: Keinen beim Frühstück, einen beim Mittagessen (Mensavollautomat), wenn man Zeit hat; einen um fünf, wenn man früh zu Hause eintrifft (Bohnen in Mühle, Pulver in Kanne, Milch in BestenMilchaufSchäumerDerWelt, warten, genießen) und abends einen Espresso, wenn man noch weggeht.

  • 1. Bier

    Hier geht es nicht um die Frequenz oder Intensität des Genusses, sondern um eine Angewohnheit, die viele Biertrinker kennen werden: die Etiketten so ab- oder anzuknibbeln, dass man erkennen kann, welches Bier das eigene ist. Meine Erkennungsmarke: Beckslabel vorne links abgezogen, Silberpapier oben zwei- bis dreifach eingerissen.

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8 Kommentare

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  • joerg am 18.02.2008  #1

    Jeden Tag ne andere Aufstehzeit oder warum stellst du das Weckerhandy täglich? Meins lärmt Mo.-Fr. immer gleich (derzeit mit der Titelmusik vom A-Team, muss ich unbedingt mal wieder ändern) und wird genau 2x auf snooze gedrückt , am Wochenende schweigt es automatisch.

  • einbecker (Autor) am 18.02.2008  #2

    Oha, diese Snoozedrücker. War schon immer großer Diskussionspunkt bei Mitschläferinnen.

    Mein Telefon kann das gar nicht anders, aber ich finde das auch recht praktisch, da ich so immer dran denke, den Wecker zu stellen (→ Automatismus), aber doch nie von nem Wecker geweckt werde, wenn ich gar nicht geweckt werden will. Und wenn das Ding klingelt schlaf ich nicht wieder ein (→ Snoozetaste).

  • Tim am 18.02.2008  #3

    Ich hab mich inzwischen darauf trainiert, das Handy vorm Schlafen gehen immer in einer zufällig sich ändernden Ecke des Zimmers zu schmeißen. Das hat den Vorteil, dass ich durch das erzwungene Aufstehen mich nicht mehr automatisch umdrehe.

  • Schuer (Team) am 18.02.2008  #4

    Wecker mehr als 3 Meter entfernt. Nur so geht’s.

  • Orlando am 18.02.2008  #5

    Größtenteils Zustimmung zu Punkt 4 (-Hochbett, +Breitbett), nur das erlöschende Handydisplay beschließt den Tag. Aufstehen funktioniert dank schönerer Hälfte, die weder Snooze noch Mute noch Gehweg! kennt. Tausche ferner Punkt 1 gegen wiederholten Punkt 2 – die Leopardin arbeitet beim Kaffeeröster.

  • Bernd am 18.02.2008  #6

    sehr schön.. *sichabsolutwiedererkannthaben*

  • Armin (Team) am 19.02.2008  #7

    Eingeschaltetes Mobiltelefon ueber Nacht direkt am Bett, am besten noch am Kopfende? Ja, seid Ihr denn des Wahnsinns? Wisst Ihr denn nicht dass “die Wellen” Euch da das Gehirn grillen und Ihr verbloeden/eines fruehen qualvollen Todes sterben/zu Mutanten degenerieren werdet?

  • joerg am 19.02.2008  #8

    Nee, nicht in Bettnähe. Aber nicht wg. der Wellen, sondern weil ich sonst öfter als 2x Schlummern drücken würde. (Blöd auch, wenn der erneute Alarm losgeht, während man unter der Dusche steht und so gar nichts gegen den anschwellenden Lärm unternehmen kann.

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