Sing it like Beckham

von Schuer

Neulich ging’s um The National (in »2007: Platten, die überzeugten«) und Matt Berningers tiefartige Singstimme. An dieser Stelle nun: Müsste ich singen und könnte mir die passende Stimme dazu aussuchen, hätte ich gerne eine Mischung dieser fünf:

  • 5. Steven Tyler, Aerosmith

    Bild: Tpape, http://flickr.com/photos/tpape/557785655/Im Gegensatz zu AC/DCs Brian Johnson, den Zigarettenkonsum und Pressatmung langsam dahin riffraffen, scheint Steven Tyler auch im hohen Alter noch immer recht fit – nicht entspannt – im Hals zu sein. Besonders auffällig wird das immer dann, wenn sich angehende Casting-Opfer mit durchaus passablen Stimmen an »I don’t want to miss a thing« versuchen und noch vor der Bridge jämmerlich verrecken. »I don’t wanna faaaaaall asleeeep..« (bei 03:32) kann niemand auf der Welt so melodisch kotzen wie Steven Tyler.

  • 4. Richard Ashcroft, Ex-The Verve

    Bild: qnibert00, http://flickr.com/photos/qnibert/279752494/Es soll Leute geben, die »Bitter Sweet Symphony« als den Popsong des Jahrhunderts bezeichnen – wenn nicht, habe ich es mir gerade ausgedacht. Das Lied hat nichtmal einen richtigen Refrain (Pearl Jam hat das mit 3/4 ihres Repertoires geschafft), fühlt sich aber so an, als liefe es im Dauer-Chorus. Besondere Merkmale: das Knarzen der ashcroftschen Stimme, wenn sie sich von unten nach oben hangelt, anstatt direkt dorthin zu springen. Übersteuern, ohne auszubrechen. Rotzig, dreckig, aber immer auch lovely. Ashcrofts Frequenzspektrum könnte man kaum aus einer Geräuschkulisse extrahieren; aber wenn man genau hinhört, bemerkt man ein leichtes Schimmern. »As he faced the sun he cast no shadow.« (Oasis)

  • 3. Xavier Naidoo, Söhne Mannheims

    Bild: Howie_Berlin, http://flickr.com/photos/howie_berlin/366353927/Wer an dieser Stelle aussteigen möchte: bittesehr. Man kann ihn ignorieren, verachten, beneiden oder bemitleiden; aber sollte man sich dazu entscheiden, ihm zuzuhören, wird man bemerken, wie großartig seine Stimme ist.
    Nur fehlt seinen Liedern heute etwas. Damals hatten sie – wenn man dafür empfänglich war – Seele und Bass, waren nicht von dieser Welt.
    Heute sampelt es vor sich hin, und dieser Weg will ein leichter sein. Wo willst du hin, Xavier? »Jah is changing all«.

  • 2. Adam Duritz, Counting Crows

    Bild: It's been so long since I've seen the ocean, http://flickr.com/photos/kittenlovers/2236951452/Die Band lebt fast ausschließlich von Duritz’ Stimme. Die Musiker sind vermutlich beliebig austauschbar, und selbst dirty ol’ Slash könnte die Gitarre bedienen, solange man nur die Crows nicht um ihre Stimme beschneidet.
    Die Musik schlendert entsprechend unfokussiert durch Gegenden zwischen brilliant und la-la, Hollywood und somewhere in Baltimore, Radio Eins und VH-1. Nur seine Stimme, die klingt immer gleich, auch wenn sie jeden ihrer Songs live vollkommen anders als im Studio spielen. »All of the beautiful colors are very very meaningful.« (Mr. Jones)

  • 1. Brian Molko, Placebo

    Bild: Vento di Grecale, http://flickr.com/photos/ventodigrecale/177202826/Klingt gepresst und kommt dennoch bis nach ganz vorne. Scheint in den höheren Lagen zu zerbrechen und schafft es immer, penetrant durchzuhalten. Singt traurig, macht aber glücklich. Wirkt abwesend und steht dabei direkt neben dir.
    Ich habe nie ernsthaft verstanden, was an Placebo so genial ist. Und es interessiert mich einen Scheißdreck. »Baby.. did you forget to take your meds?« (Meds)

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