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Große Versprechungen, wenig gehalten. Noch nicht mal die Jahres-Topliste von 2008 veröffentlicht. Wir hatten alle etwas anderes auf dem Plan… Aber jetzt geht es mit Vollgas weiter: Hier der Grund, warum ich in letzter Zeit nicht erreichbar war.
Auch wenn man in einschlägigen Fernsehsendungen seit Jahren in meist eher wirren Gesprächen oft nur die Bushidos dieser Welt zu sehen bekommt, so gibt es doch noch guten Sprechgesang auf deutsch, auch außerhalb der Schweiz.
Jenseits von Pöbeln, Prolls und Porno gibt es noch den Rap, der sich wortgewaltig mit Inhalten auseinandersetzt und so vor Augen führt, wie schön Sprache sein kann. Zwei Meister dieses Fachs haben unlängst mit ihren neuen Alben wieder einmal ihre Qualität unter Beweis gestellt. Thomas D und Curse, Kennzeichen D und Freiheit, persönliche und gesellschaftskritische Texte, klingen dem einen oder anderen vielleicht zu poppig, um noch als Sprechgesang durchzugehen, aber beide haben auch tiefergehende, auf fortgeschrittene Wortakrobatik basierende Songs zu bieten.
Obgleich natürlich beide Alben nicht nur aus Glanzpunkten bestehen, so vermögen sie doch durch die vielleicht teilweise weniger charttauglichen aber umso inhaltsreicheren Texte zum Nachdenken anzuregen.
Um die Spreu auf den Platten vom Weizen zu trennen, habe ich mir mal meine persönliche Liste der fünf besten Tracks von beiden Alben zusammengestellt.
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Mit Zeilen wie
Aber trotzdem ist manchmal alles nur Wut /
auf mich selbst für mangelnden Mut /
so zu sein wie ich kann,
statt sein wie ich bin,
das ist nicht genug.oder
Versuch ist Unsinn, es gibt nur die Tat, aber die versuch ich.
schafft es “Schöne Wahrheit” von Curse in diese Liste, obwohl es vom musikalischen her nicht ganz mein Fall ist.
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Welche Frau würde nicht gerne Sätze wie
Ich würd die Sonne aus dem Glanz deines Lachens schaffen
oder
Nehm deinen Augenaufschlag als Tag /
Wenn du die Augen zumachst /
wird meine Nacht gemachtüber sich hören? Das Lied ist einfach poetisch schön, was soll man dazu noch sagen?
Manche könnte auch der kurze Studioeinblick interessieren, in dem man Curse bei der Arbeit zusehen kann. -
Praktische Lebenshilfe von Thomas D, mit Sätzen wie
wollen wir gehn /
oder soll ich dich tragenist es doch quasi ein Kinderspiel, von der nächsten Party nicht allein nach Hause gehen zu müssen.
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2. 100 Jahre
Ein faszinierendes Lied, in dem Curse einen Bogen über ein ganzes Leben spannt und so eine bewegende Lebensgeschichte erzählt und mit angenehmen Streichern untermalt.
Gott, bitte gib uns die Kraft, /
um zu ändern was wir können und zu akzeptieren dass /
manche Dinge einfach sind wie sie sind. -
1. Neophyta
Junge Väter aufgemerkt, hier kommt etwas für Euch! Ein Lehrstück zum Thema Erziehung, zwischen banalem
Du bist allein in deinem Kopf und dein Herz klopft /
und hält dich am Lebenund weisem Ratschlag
wähle Deine Wege aus dem Herzen heraus
bietet Thomas D allerlei, was man sich ruhig einmal genauer anhören sollte.
Darüberhinaus schafft Thomas D in An alle Hinterbliebenen Gefühle und Erfahrungen in Worte zu fassen, die in keiner Liste zu fassen sind.
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5. MGMT
(Rest des Konzertes leider eher in Qualitäten ähnlich der Kameraführung, Rauschen und Auflösung)
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4. The Lodger
(30 Leute reichen manchmal. 30 Minuten irgendwie nicht.)
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3. Bonaparte
(Ich steh ja manchmal auf eher kranke Sachen.)
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2. A Place To Bury Strangers
(Vorband von MGMT, die die Indiekids doch eher vergraulten. Zu recht, denn sie waren großartig. Und grundsolides Schlagzeugspiel gabs noch dazu!)
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1. Ben Folds
(Wenn ich nicht Schüttelfrost von gehäuftem Ausrufezeichenvorkommen bekäme, stände hier jetzt ein ganzer Wald. Zu wenigstens dreien kann ich mich durchringen: !!! (Wie in: Charisma! Klavier! Hach!))
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5. Maximo Park — Books From Boxes
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4. Kings of Leon — Use Somebody
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3. Tomte — Heureka
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2. Oasis — I’m Outta Time
(im Moment scheint Myspace down zu sein) -
1. Eric Wolfson — The Obama Song