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»You gotta keep on keeping on«

von einbecker am 16.10.2008

Die siebte Langspielstudioplatte von Oasis heißt »Dig Out Your Soul«. Und ist vielen Leuten wahrscheinlich höchstgradig egal. Mir hingegen alles andere als das — schließlich feiert die eine Seite der Musikpresse (die, die Oasis verehrt) das Album als bestes seit Be Here Now. Und ich stehe ja auf der guten Seiten, wie man schon häufig lesen konnte. Hier also die Highlights des neuen Albums:

  • 5. To Be Where There’s Life / High Horse Lady

    Nie wurden schönere Hommagen an die Beatles gespielt. Inklusive Indienanleihen und tranceartigem Gesang.

  • 4. The Shock of the Lightning

    Klassische erste Single. Gitarrenwand, (relativ) klarer Gesang, beide Gallaghers dürfen ran und die unvermeindliche Beatles-Anspielung. Nuff said.

  • 3. Bag It Up / Falling Down

    Der Opener ist ja bei vielen Alben ein Statement. Und Statements fallen bei Oasis ja immer schon in größeren Dimensionen aus, und so ist auch mit dem ersten Stück einer Platte. Oder: War es. Natürlich ist es immer noch eine hervorragender Song, um die Platte zu starten. Er ist bombastischer, hat mehr Feedback und klassische Riffs als der Rest des Albums. Und er nimmt sich doch zurück, will nicht mehr Bombast sein, keine Kopie der anderen Opener, sondern eigenständig dastehen, ohne Rücksicht auf das, was vorher war. Falling Down verkörpert dieses Zurückgezogene noch ein Stück mehr. Auch ruhigere Stücke, mit nachdenklicher Intonation — und auch Text — gab es schon vorher, aber: nicht so eigenständig und dabei ganz klar einer Tradition folgend.

  • 2. I’m Outta Time

    Eine Blur-Anspielung? Jedenfalls einiges an Pink Floyd, wenn man die Gitarrensoli(andeutungen) betrachtet. So ruhig, so entspannt, wie schon lange nichts mehr aus dem Hause Gallagher. Mit der Textzeile (s.o.), die Oasis Werk am besten beschreibt. Dem kann man nichts mehr hinzufügen.

  • 1.

    Kein Hit. Kein Wonderwall, kein Live Forever. Aber eben auch kein Little By Little — was einerseits ein verdammt gutes Lied ist, aber eben doch so nach Hit! schreit, ja: schreien will. Und das ist die Stärke dieses Albums: Es verleugnet nicht, aus dem Hause Oasis zu kommen. Dies hätte auch keinen Zweck, diese Stimmen, dieses Gitarrenspiel, die gesamte Art: Das ist kein sich immer wieder selbst erfindendes Gebilde à là Blur, denn es schwitz aus allen Poren das Wasser, aus dem Oasis nun einmal gemacht sind. Aber das Album versucht auch nicht, sich irgendwie in eine Rangliste von Alben zu drängen — was hoffnungslos ist, wie die letzten fünf Alben gezeigt haben, was hoffnungslos ist: schließlich sind die beiden Erstwerke Teil des Musikkanons und gehören zu den wichtigsten Platten, die je erschienen sind. Also: Alles richtig gemacht.

Fünf Konzerte

von einbecker am 13.10.2008

Seit dem letzten Blogeintrag hier ist ein wenig Zeit vergangen. Zeit, in der ich auf einigen Konzerten war — und fünf davon sind hängen geblieben:

  • 5. Sigur Ros (Alter Schlachthof, Dresden)

    Wer die letzten Jahre unabhängige Popkultur konsumiert hat, wird dabei schwerlich an den Isländischen »Siegesrose« vorbeigekommen sein. Das Klammeralbum steht in jeder Plattensammlung (also: dort, wo es noch Plattensammlungen gibt), Heima wurde gerne gesehen — ebenso wie die NackttänzerInnen. Aber: Konzerte und damit deren Besuche sind selten, und ich kann mich glücklich schätzen, derer schon drei genossen zu haben. Aber an diesem Abend zündete es nicht richtig: Es war ein Stehkonzert, ich mag den Schlachthof-Schlauch als Location einfach nicht — und die Jungs verspielten sich auch des öfteren. Was nicht bedeutet, dass es kein gutes Konzert war — aber die Mystik und Magie, die ich sonst verspürte, fehlte an diesem Abend.

  • 4. Die Fantastischen Vier (Elbufer, Dresden)

    Ich würde nie für ein Fanta4-Konzert Geld ausgeben. War meine Meinung vorher. Eine Freundin hatte zu viele Karten (Geburtstagsgeschenke können auch ein Problem sein!) und lud mich deshalb ein. Musikalisch grundsolide, was die Herren Stuttgart-Rapper dort abliefern, und das Programm kennt man ja, oder auch nicht — ich verfolge das Oeuvre der Herren doch eher aus Entfernung. Aber: Ich hätte nicht gedacht, welche Entertainerqualitäten dort vorhanden sind. Große Show!

  • 3. Nada Surf (Columbia Club, Berlin)

    Nada Surf. Das typisch herzerweichende Indiepopkonzert, was man erwartet hat. Was es schön, aber dann doch nicht unvergesslich macht. Aber dafür: Sehr charmante Begleitung gehabt! Auch wenn einer von beiden nicht nach vorne durfte, weil man ja bei nem Konzert nicht Bier holen geht. Berliner, ihr müsst noch was dazulernen, bis ich zu Euch ziehe!

  • 2. The Duloks, (Ostpol, Dresden)

    Einer dieser Donnerstage, von denen man nichts erwartet und sich nur mit seinem (widerum sehr reizenden) Besuch in eine Kneipe begeben will. Kurz noch diskutiert, ob man wirklich 4 Euro pro Person ausgeben will, um irgendwelche Frauen in knappen 80er-Sportsachen anzuhören. Na gut, sehr kurz diskutiert. Und wer von Euch die Duloks nicht kennt (also alle): Irgendwie unmelodiöser Indiekram mit Drumpads, Synth-Orgel und schrulligem Gesang. Und ‘ner Tonne Charisma. Und Ansagen über die Probleme des Touralltags, also zum Beispiel Analsex oder Durchfall. Oder und.

  • 1. Someone Still Loves You, Boris Yeltsin (Beatpol, Dresden)

    Nerds aus der Amerikanischen Einöde rund um Route 66 spielen ein Konzert vor ca. 30 Leuten an einem Sonntag Abend. Das kann nach hinten losgehen. Muss es aber nicht. Wenn zum Beispiel die Band bei der Zugabe das Publikum auffordert, mit ihr auf der Bühne zu tanzen. Oder die 30 Leute so lange applaudieren, dass SSLYBY zum wiederholten Male herauskommen und schließlich ein sehr gutes Nirvanacover. Und inbesondere dann nicht, wenn die Band Someone Still Loves You, Boris Yeltsin heißt. Auch wenn der ja neuerdings tot ist.

Leute, mit denen einbecker heute feiert

von Schuer am 16.08.2008

N’großartigen Glückwunsch, einbecker!

Besser schmelzen

von einbecker am 22.07.2008

Das 2008er Melt! ist vorbei — und lässt viele Fragen offen. Die taz schreibt von »Kirmeswerdung« und »zahlreichen Organisationspannen« — und wird vom Publikum gelesen. Viel Schlimmer könnte jedoch den Veranstalten die Blase der neuen Medien um die Ohren fliegen: Schon Samstag früh erhielt ich Kurzmitteilungen von Freunden, die bei Twitter oder StudiVZ von den katastrophalen Zuständen am Einlass erfahren hatten. Im Meltforum kocht die Diskussion schnell hoch, nachdem die Heimkehrer an die Rechner gingen — und bleibt zwar größtenteils sachlich, aber doch bestimmt: »So nicht wieder zum Melt«, sagen viele. Die Posts werden per E-Mail weitergeleitet, mit einem »Stimmt so!« versehen oder mit »nächstes Jahr dann doch zur Fusion« ergänzt. Das alles läuft hinter dem Rücken (und doch eigentlich vor den Augen!) der Veranstalter ab, die immer noch von »Der Auftritt [von Björk] versöhnte dann offensichtlich doch den ein oder anderen« erzählt — oder auch :»Nachdem wir nun erfolgreich an die von uns gesetzte Kapazitätsgrenze gestoßen sind, blicken wir bereits in die Zukunft: größer wollen wir nicht werden, aber besser. Ziel ist es, unseren eigenen hohen Ansprüchen in Bezug auf Organisation und Festival-Komfort gerecht zu werden. Daran werden wir weiter arbeiten.« Kein Bezug auf die Geschichte, dass Ordner mit Thor-Steinar-Jacken gesichtet wurden, Leute aus drei Metern Höhe auf den Boden rissen oder Schläge androhten. Kein Bezug auf Leute, die unter Absperrungen fast erdrückt wurden, die von deutlich unterschätzten Massen am Eingang niedergedrückt wurden. Kein Bezug auf eine Toilettenproblematik, die eben nicht »so bei allen Festivals ist«.

Deshalb hier fünf Hinweise, wie Ihr es besser machen könnt, liebe Intro-Leute, denn wir wollen das Melt ja eigentlich wirklich nicht aufgeben: Publikum toll, Location toll, Line-Up toll: Ich will gerne nächstes Jahr hinkommen, um dem auch noch ein »Orga toll« hinten dran zu hängen.

  • 5. Mitarbeiter

    Ich weiß nicht, wie Eure Treffen mit den Herren und Damen von den Securityfirmen ablaufen, aber ich würde denen schon gewisse Dinge beibringen: Wie man mit Menschen(massen) in Panik umgeht, beispielsweise. Dass man niemanden von einem drei Meter hohen Boxenturm gewaltsam runterzieht, so dass sich dieser den Kopf aufschlägt, beispielsweise. Dass man Gästen nicht unbedingt Schläge androhen sollte. Und Thor Steinar nicht so cool ist. Und vielleicht noch, wo man wirklich zum Bändchenholen hingehen sollte. Habt ihr? Dachte ich mir. Dann aber schleunigst die Firma wechseln. Und denen sagen, sie sollen mit ein paar Leuten mehr kommen als dieses Jahr.

  • 4. Booking/Running Order

    Jetzt wird es schon nicht mehr so einfach: Ich würde auch auf die Editors, Franz Ferdinand und Björk verzichten, wenn die zu viel Kosten, und lieber in eine entspannte Atmosphäre investieren (siehe alle anderen Punkte). Aber andererseits: Gerade FF und Björk haben sehr groß aufgespielt. Das ist sicher Geschmackssache, und mir ist es letztendlich auch egal, ob nun ein bis zwei Headliner gebucht werden oder eben kleinere. Aber: bei vielen kleineren verstehe ich nicht, warum man diese geradezu abwürgt: Get Well Soon hätten liebend gerne noch zwei Lieder mehr gespielt, The Notwist mit Sicherheit auch. Das Verhältnis Umbaupause/Spielzeit sollte möglichst nicht 1:1 sein, selbst 1:2 finde ich persönlich eher bitter. Es müssen nicht 100 Acts sein, dafür können es aber gerne längere Konzerte sein. Wem etwas nicht gefällt, der hat ja noch andere Bühnen, und eigentlich fast immer mindestens eine, auf der »seine« Schiene bedient wird. Durch längere Slots entspannt sich auch die rumrennende Masse merklich, und dazu hat man die Möglichkeit, von zwei parallelen Acts auch noch etwas mitzukriegen. Ach so: Wir haben auch zu zwölft nicht versucht, in einem Ein-Mann-Zelt zu schlafen. Whitest Boy Alive aber schon. (Also: Ab auf die Gemini, oder auf die Haupt!)

  • 3. Toiletten und sanitäre Einrichtungen

    »Ist eben so.« — ich kann es nicht mehr hören. Warum müssen Klos vollgeschissen sein, warum muss man nachmittags eine halbe Stunde auf eine kalte Dusche warten, und warum müssen Frauen sich Männertoiletten antun? Dezentralere Toiletten und vor allen Dingen mehr Toilettenwagen für Frauen müssen drin sein, und dann würde sich schon so einiges entspannen. Das gleiche auf den Zeltplätzen: ruhig ein, zwei Wagen mehr, und dazu noch gerne auf die Plätze verteilen. Ja, das kostet. Genauso wie uns das Festival. Und wenn sich die Wagen nicht rechnen mit 1,50 für Dusche + Klo: Preise höher machen, vom Klo oder Festival. Für körperliche Basics gebe ich gerne auch 10 Euro am Wochenende aus und spare zur Not zwei Bier auf dem Gelände.

  • 2. Bändchen

    Kurz und knapp: Bändchenausgabe auf das Gelände, mehrere Schlangen, und Ordner auch draußen, die sich um die Anstellordnung kümmern. Dazu insgesamt mehr Leute. Und gerne auch eine Bändchenausgabe vorne zum Gästelistenbändchenkram, denn dann würden sich viele ihres schon am Freitag mittag holen.

  • 1. Kommunikation

    Das war leider das größte Manko: Hätte jemand bei der Bändchenausgabe ins Megaphon gerufen, hätten viele zugehört. Hätte jemand vor dem Club (laut) gesagt, dass man nicht mehr reinkommt, wären sicher 2/3 der Leute gegangen. Hätte man gewusst, wann the Notwist spielen, hätte man nicht durch den Regen laufen müssen. Und von Hercules and Love Affair will ich gar nicht erst anfangen. Also: Bildschirme mit der aktuellen Running Order neben jede Bühne — es reicht auch: jetzt/gleich spielt…, danach spielt… Dazu Ansagen, wenn etwas ist: Ausfälle, kommende Gewitterfronten etc. Zusätzlich nutzt die aktuellen Kommunikationsmittel: Kommuniziert mit SMS oder Twitter und einer speziellen Webseite für das Wochenende. Ich habe einige gesehen, die mit ihren Telefonen die Running Order ankuckten, weil auch die Programmausgabe keinesfalls funktionierte. Und zeigt Euch: Sowohl auf dem Gelände, auch gerne mit Megaphon. Als auch jetzt: Versteckt Euch nicht hinter »alles wird gut«-Sätzen, sondern kommuniziert, was Ihr besser machen wollt. Und wie es dem Typen geht, der da die drei Meter gefallen ist.

Jakobsweg Neuauflage

von Schuer am 15.07.2008

Ich bin dann mal wegEs hat ein Weilchen gedauert, bis ich es nun endlich auch mal gelesen habe: »Ich bin dann mal weg«, Hape Kerkelings Reise auf dem Jakobsweg. Um es authentischer zu machen, habe ich es nicht mal selbst gelesen, sondern mir von Hape vorlesen lassen. Auf 6 CDs zwischen Saint-Jean-Pied-de-Port und Santiago de Compostela. Zusammen mit Anne und Sheila, die als einzige bis zum Schluss durchgehalten haben.

Erkenntnis? Kaum. Viele Erwartungen gehabt, wie so oft. Enttäuscht worden? Ein bisschen. Gelangweilt? Leider reichlich.
Müsste ich urteilen, würde ich differenzieren: War es wirklich – wie dargestellt – nur die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit seinem Weg, ist es okay. Dann war es wie Straßenmusik: Jemand macht Selbsterfahrung, und wer mag, hört dabei zu. Falls die Nummer jedoch von Anfang an drauf angelegt war, eine Geschichte über eine Wanderung durch Spanien zu beschreiben, falls also das Buch noch vor dem Weg stand und die Absicht hatte, irgendwas Brauchbares einzufangen und zu verwerten, dann finde ich das Ergebnis kaum gelungen. Es fühlt sich leer an. 600 km im Niemandsland, weit weg von Spanien.

Und weil ich auch die Taxinummer (YouTube) dieses Mannes, der so viele Sprachen fließend spricht und einige brilliante Dinge im Fernsehen getan hat, nahezu unendlich langweilig fand, halte ich die Auszeit, die er gerade für ein Weilchen nimmt, für angebracht.

Fünf der typischen Nasen, die ich in der Zwischenzeit für ein Buch auf den Jakobsweg schicken würde:

  • 5. Barbara Schöneberger

    Jetzt läuft sie auch noch.

  • 4. Mario Barth

    Männer sind Wanderer, Frauen aber auch. So ganz alleine unterwegs.. – Wir können beobachten, wann ihm die Themen ausgehen.

  • 3. Joey Kelly

    Für ein dünnes Taschenbuch. Joey joggt den Weg vermutlich in zwei Etappen. Einmal Berg hoch, einmal Berg runter. Danach hielte ich das Thema für ausreichend beackert.

  • 2. Harald Schmidt

    Das schafft der nicht. Der würde den Weg nicht packen.
    Prima.

  • 1. Gülcan Gina-Lisa

    WTF?! Und jetzt bitte Schluss mit dieser Jakobswegkacke.

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