Thema »China«

Beijing (From China With Love, Pt. 2)

von einbecker am 11.04.2006

War Shanghai noch die Stadt der »Eindrücke« so ist Peking definitiv die Stadt der Sehenswürdigkeiten. Hier die Highlights, die man nicht verpassen sollte:

  • 5. Underground City

    Sicher kein »China Highlight«, was in irgendwelchen Reiseführern unbedingt empfohlen wird — aber die Sehenswürdigkeit, die die chinesische Mentalität vielleicht besser beschreibt als verbotene Stadt, Mauer und die Hochhäuser von Pu Dong zusammen. Viel zu sehen gibt es nicht, aber zu erahnen: Eine Stadt unter der Stadt. In den 60ern erbaut, als Chinesen und Russen plötzlich keine Brüder sondern Gegenspieler waren und sich die chinesische Regierung dachte: Die Anderen fliegen ins all, unsere Zukunft liegt unter der Erde. In Ermangelung von Werkzeugen und Überfüllung mit menschlichen Arbeitskräften grub man ein Stollensystem eben per Hand. Nicht irgendeins: Unter ganz Peking. Und Shanghai. Und Nanjing. Und… Ach so: Verbunden, natürlich. Ab und an mit Grundwassereinbrüchen oder Belüftungsproblemen, überall aber »like a snake«, weil man ja nichts hatte, was einem die Richtung sagte. Unbenutzbar im Ernstfall, aber riesig in den Ausmaßen.

  • 4. Der Platz des *hüstel* himmlischen Friedens

    Der größte Platz der Welt. Hier nur ein kleiner Ausschnitt, unten rechts auf dem Foto zu erkennen. Außer viel Beton gibt es auch noch eine große Warze mit einem noch größeren Mao zu sehen, der am Tiananmen-Tor hängt, auf das man keine Feuerzeuge mitnehmen darf. Dahinter dann die verbotene Stadt, welche doch interessanter ist als die Betonwüste davor.

  • 3. Pekingente

    In Peking ist Ente etwas anderes als im Rest der Welt: Nämlich Pfannkuchen, ein bisschen Gemüse und Plaumensoße in Wrapform. Ach so, noch ein bisschen Ente, jedoch nur die Haut — mit dem Fleisch wird später gesättigt. Xio Wang bereitete unsere hervorragend zu, sollte aber vom Lonely Planet verlangen, eine bessere Anfahrtsbeschreibung zu bekommen.

  • 2. Verbotene Stadt / Sommerpalast

    Zwei Palastanlagen auf unglaublicher Fläche, die sich jedoch massiv unterscheiden, denn zwischen den Palasthäusern befindet sich beim einen flache Steine für Versammlungen, beim anderen Wasser und Berge, was das ganze trotz Besuchermassen zu einem Erholungsausflug macht. Gesehen haben sollte man aber wirklich beide, denn die schiere größe der Anlagen (nicht jedoch der Gebäude selbst) ist atemberaubend, wenn die Kondition nicht reicht.

  • 1. Mauer

    Während die deutsche Variante weitesgehend aus dem Landschaftsbild verschwunden ist, verstehen es die Chinesen, aus ihrem (nicht aus dem Weltall sichtbaren) Bauwerk mehr Kapital zu schlagen. Überall Stände, Verkaufsläden und Kinder, die Dir Bier und Tshirts verkaufen wollen — selbst in den Regionen, die als »weniger« touristisch gelten. Trotzdem ist die Mauer unbedingt sehenswert: Die umliegende Landschaft ist schön, rau und darauf diese Art von riesigem, 5000km langem Schutzgürtel zu bauen, unerreicht.

(Bessere und mehr Fotos gibt es a) eh im Internet b) bald bei meinem Flickr-Account)

Shanghai (From China With Love, Pt. 1)

von einbecker am 06.04.2006

Drei Wochen China, davon mehr als eine (insgesamt) in Shanghai, als Start-, Zwischen- und Endpunkt. Paris des Ostens, modernste Stadt, wenn wir Hong Kong außen vor lassen. Wer Fakten will, gehe bitte zur Wikipedia (Beispiele: 18 Millionen Einwohner, größter Hafen der Welt, liegt am Yangtse), der Rest lese meine Eindrücke:

  • 5. Transport

    In dieser Stadt wird man erschlagen von Fahrzeugen. Gefühlte zwei Taxen pro Einwohner, allesamt VW Santana, verstopfen die Straßen und machen ausgiebig von der Hupanlage gebrauch. Die Gehwege sind ebenso verstopft, weil neben den normalen Menschenströmen auch noch an allen Ecken »Rolex watch, DVD, bag« angeboten wird. »Pssst, Sex Movie«. Den krassen Gegensatz bietet die Schwebefahrt von und zum Flughafen: Gefühlte 80, reale 431 km/h, in einem Wagen, der einem leeren ICE nicht unähnlich ist. Transrapids darf es gerne häufiger geben.

  • 4. Essen

    Das gute an einem Tourguide, der schon seit 6 Monaten in der Stadt lebt ist, dass dieser schon seit 6 Monaten in der Stadt lebt. Was mit sich führt, dass gute und günstige Restaurants frequentiert werden — japanisch, indisch, Hot Pot, Food Court. Die Vielfalt beim Essen und auch die Art der Zusichnahme rechtfertigen, hierauf noch einmal später zu kommen.

  • 3. Shoppen


    Der MC macht es richtig: Mit leichtem Gepäck nach Asien reisen und mit vollem wiederkommen. Auch Shanghai hat diesbezüglich einiges zu bieten, dass man (auch wenn man nichts kaufen will) gesehen haben muss. So gibt es beim Stoffmarkt maßgeschneiderte Cashmeremäntel und Anzüge für 50 Euro zu bekommen. Und auf dem Fakemarkt das Paar Pumasneakers für sechs. Vor diesen Preisen steht allerdings noch der Verhandlungsmarathon, der beim zehnfachen Preis gestartet wird. Danach gibt es ein »You’re tough!« (auf dem Fakemarkt sind die am besten englisch sprechenden Chinesen zu finden), und man weiß genau, dass man trotzdem übers Ohr gehauen wurde.
    (Bild von hier)

  • 2. Feiern

    Shanghai ist die Hauptstadt der Europäer in China, und an die muss man sich halten, will man beim Ausgehen nicht schon um elf im Bett landen. Und die, die mindestens über das zehnfache verfügen wie der Durchschnittshanhaier (und wir reden hier teilweise von Praktikanten) wissen, wie man feiern kann. Zum Beispiel Bollywood-Style im Zentrum auf dem Dach eines im Park gelegenen Palastes, mit Blick auf die beleuchteten Hochhäuser. In der Bar der Grand Hyatt, um sich vom Blick in die Lobby 35 Stockwerke tief zu erholen. Oder auf der Theke, die extra so gebaut wurde, damit jedermann sein Coyote Ugly erleben kann. Auch wenn das jetzt alles eher schlimm klingt: Im dortigen Kontext passt es — und macht Spaß.

  • 1. Die Eindrücke wirken lassen.

    Es ist, von ein paar Orten abgesehen, ganz egal, wo in China man sich aufhält. Denn das wichtigste ist einfach, diese andere Strömung zu spüren, die durch die Straßen zieht. Diese wird sich ändern, in Peking ist sie eher traditionell, in Shanghai am Puls der kapitalistischen Welt (aber genauso weit von der demokratischen entfernt). An anderen Orten gibt es zum Teil atemberaubende Sehenwürdigkeiten, Shanghai bietet vor allem Shanghai — was als Gesamtwerk »erlebt« werden sollte.

From China With Love

von einbecker am 02.04.2006

So weit wie Mando Diao würde ich nicht gehen, aber zumindest heil zurück bin ich inzwischen (Immer, wenn man nach längerer Abwesenheit nach Dresden kommt, scheint es Hochwasser zu geben). Es gibt viel zu berichten, zu viel für einen so schönen Sonntag vormittag. Daher hier die ultrakompaktversion »für Entscheider«, damit in den nächsten Wochen genug Zeit bleibt, die Eindrücke hier und drüben besser verarbeiten zu können.

  • 5. Reisen

    Das war einiges an Kilometern, die wir in den letzten drei Wochen geflogen, geschwebt (Transrapid, Baby!), Bahn oder Taxi gefahren und nicht zuletzt gelaufen sind. Zu merken bleibt: Italienische Fluglinien streiken grundsätzlich auf dem Rückflug, was kalte Nächte auf dem Steinfußboden in Mailand sowie noch immer kein Gepäck bedeutet. Zugfahren in China ist mehr wie fliegen, wenn man die teurere »Soft«-Variante benutzt. Und: Taxometer müssen nicht geeicht werden — sind aber trotzdem billig.

  • 4. Geld

    Frühstück in Form eines Knusprig gefüllten Wraps gibt es (für Westler = 100% teurer) schon ab 20 Cent, also genauso viel wie das Bier im Supermarkt neben unserem Hostel in Peking. Wer es dekadenter liebt, geht für rund neun Euro zum Japaner und genießt All-You-Can, egal ob Rinderfilet, Gemüse, Krabben, Fisch (alles vom Koch auf deiner Privaten Kochplatte gebraten), Bier oder Sake. Taxifahrten gibt es ab nem Euro (drei für quer durch die Stadt, was bei Metropolen wie Shanghai schon eine Strecke ist), Bier in Kneipen von nem halben bis 5 Euro.

  • 3. Geräusche und -rüche

    Gerüchteweise soll S(hanghai)-VW andere Hupen verwenden als die Wolfsburger Dependence, da die westliche Version zu früh den Geist aufgeben würde. Mehr als ein Gerücht ist, dass man als Taxifahrer die Lizenz verliert, wenn man nicht mindestens fünf Male pro Minute aufs Lenkrad drückt. Der Lautstärkepegel zieht sich durch den Chinesischen Alltag, man unterhält sich gerne über Supermarktregale oder Zugabteile hinweg, und das herausbefördern von viralem Schleim aus den Atemwegen erfolgt auch möglichst laut. Damit auch die Nase nicht ohne Belastung davonkommt, wird sie von sehr, sagen wir einmal abwechlsungsreichen Gerüchen besucht, wenn man die Straßen entlangwandert. Vom leckeren Duft, der von mobilen Grills, Garküchen und Obständen ausgeht gehen diese über zu Teeeiern, stinkenden Suppen und Müll, der an vielen Straßenecken liegt (jedoch nicht denen, die sich in Touristenvierteln befinden).

  • 2. Essen

    Von Pekingente bis zu geschäter Ananas am Stil (am Strand von Hainan), von süß-sauren Spareribs zu feurig angebratenen Gemüsepuffern — die Variantenreichheit der (nicht ländlichen) Küche Chinas ist beeindruckend. Damit man auch genug Abwechslung abbekommt, werden die Speisen in der Mitte platziert und jeder bedient sich mit seinen Stäbchen, wie es ihm passt. Von sechs Gerichten sind aber immer ein bis vier ungenießbar für unsere westlichen Gaumen, von daher lieber mehr bestellen, was selbst bei Touristenfallen nicht wirklich schwer fällt (siehe Punkt vier). Auch die Straßeneckensnacks sind häufig zu empfehlen, auch wenn man ab und an aus versehen an die chinesische Art des Frühstücks gerät: Dumplings, gefüllt mit Braune-Bohnen-Paste.
    Ein Grund, sich doch des öfteren in westliche Lokalitäten zu begeben.

  • 1. Kultur

    »3000 Jahre Kultur — für mich sind das Barbaren« sprach ein Arbeitskollege unseres Freundes, den wir aus China abholten, in breitem Sächsisch. Ganz so weit sollte man sicher nicht gehen, aber man merkt an allen Ecken, dass es zwei sehr unterschiedliche Kulturkreise sind. Trinkgeld, Essen, Reden, Spucken, Visitenkarten übergeben, selbst Tourismus, Nase schnäuben und Geld bezahlen sind sehr anders. Die Temelanlagen, Mausoleen und nicht zuletzt die Mauer sind beeindruckend, auch wenn man nach einiger Zeit das empfindet, was der Lonely Planet als »templed out« bezeichnet. Und auch wenn es immer wieder spannend ist, diese sehr andersartige Kultur in sich aufzunehmen, so stört es auf Dauer doch sehr, dauernd als »Laowei« (nicht sehr nett für »Auländer«) bezeichnet und angestarrt zu werden.

Bilder, Videos und viel mehr Texte gibt es, wenn ich erst mal richtig angekommen bin — Zunächst müssen noch ein paar Telefonate, Besuche und nicht zuletzt der Stundenplan für das Morgen beginnende Semester erledigt werden.

Ch-Ch-Ch-China

von einbecker am 07.03.2006

In zwei Tagen beginnt die Außenberichterstattung hinter der einzigen noch intakten Mauer der Welt. Was haben wir uns über die Herren Globetrotter in der Vergangenheit lustig gemacht, dabei sind wir längst selbst Teil dieser Industrie geworden. Wollen wir mal sehen, was vor unserer Reise als wichtigste Utensilien gehandelt werden:

  • 5. iPod

    Eigentlich hab ich ihn »damals« genau wegen dieser Reise gekauft, heute möchte ich ihn schon im Alltag nicht mehr missen. Man fühlt sich irgendwie besser, wenn man jederzeit weiß, sich zu Morrissey flüchten zu können, und das wird mit Sicherheit auch willkommen sein, wenn die Nudelsuppe von komischem Gedudel begleitet wird.

  • 4. Malarone & NoBite

    Da wir uns am Ende des Trips noch ein wenig im südchinesischen Meer treiben lassen wollen, ist Malariaprävention ein Muss. Doch auf Prophylaxe wurde verzichtet, schließlich wollen wir den guten billigen Reiswein genießen.

  • 3. Karabiner

    Die Mauerbesteigung soll gerüchtehalber ja durchaus auch ohne Sicherung gelingen, dieses Klettersportutensil hat dennoch eine wichtige Funktion zu erfüllen: Das koppeln des 65-Liter-Monstrums auf meinem Rücken mit dem »Daypack« genannten 20-Liter-Schwächlings, damit ich nicht — unmöglicherweise — zwei Rucksäcke tragen muss.

  • 2. Lonely Planet

    So einsam sind die Routen, die der Leser dieser globalen Alternativlektüre einschlägt, längst nicht mehr. Aber dennoch gibt es kaum bessere Reiselektüren, wenn man nicht grade seine frankophile Phase entdeckt. Und zumindest, wenn ich das Zeichen für Männertoilette nachschlagen kann, weiß ich, warum ich Geld in diesen Klotz investiert habe.

  • 1. Ohrstöpsel

    Man kennt ja die gängigen wattigen, gelbschaumstoffigen, wachsigen und unförmigen Gegenstände, mit denen man sich Ruhe verschaffen kann. Mein Modell ist von Alpine und verfügt über eine lineare Dämpfung, was zwar bei chinesischem Straßenlärm oder den Quietschgeräuschen des Bettgestells nebenan relativ egal ist, auf Konzerten aber durchaus merkbar war.

Am Ende der Reise werden wir feststellen, wie sich diese Rangliste in der Praxis bewährt hat.