Thema »Le Tour«

Le Tour 2007

von einbecker am 26.07.2007

Jetzt, wo alle anderen aussteigen, müssen wir wohl übernehmen. Sat 1, bekommt mein großartiges Bildungsfernsehen (also known as: DVB-T) nicht, und die Wendehälse von Eurosport kann man nun wirklich nicht als die Retter der Tour-Berichterstattung erklären.

Warum also wir? Warum also Tour de France?

  • 5. Die Leistungen

    Ich wollte mir diese Tour wirklich nicht geben. Zuviel war geschehen, zuviel berichtet, zu viele Schatten hingen über ihr. Sonntag war es dann so weit: Die Gleichung Kater und Internet auf der einen Seite musste mit Eurosport auf der anderen ausgeglichen werden. Und es dauerte nur ein paar Minuten, da hatte sie mich wieder. Diese Demonstration von Kraft, Ausdauer und Konzentration, die ist einzigartig in der Sportwelt. Und auch wenn diese Leistung von vielen mittels Medikamenten gesteigert wurde: Ziehen wir 10% von den Kilometern ab, 12% von der Zeit und 17% von der Coolness: Es bleiben großartige Leistungen.

  • 4. Die Medizinischen Abteilungen

    Die Formel Eins wird ja häufig als Versuchslabor der Autobauer bezeichnet. Nirgendwo sonst kann man Motoren solcher Belastungen aussetzen, Reifen an der Grenze zwischen Roll- und Gleitreibung testen und Betankungsanlagen in Oktobermaßstäben messen. Die Tour de France ist dieses für die Pharmakonzerne und Ärzte der Welt: Asthmatiker zu Höchstleistungen treiben, Krebsopfer das fehlende Testosteron und die fehlenden Blutkörperchen zu schenken, kasachische Blutsbrüderschaften besiegeln und dabei keinerlei Auflagen der Weltgesundheitsorganisation zu fürchten, das kann man nur hier. Und jetzt soll keiner so kleinlich sein und behaupten, das Medikamente, die andere Medikamente verbergen, für die Allgemeinheit nicht wichtig sind: In Zeiten der totalen Überwachung wird der Schutz der (medizinischen) Privatsphäre immer wichtiger.

  • 3. Die Diskussionen

    Herr Niggemeier hat ja schon einige Beiträge gesammelt, auch andere Blogs zeigen, was für lustige Menschen Fahrradfahrer so sind. Und bitte, alleine für die Diskussionen der Experten auf Sat 1 und Eurosport ist es wert, dass die Tour weiter gesendet wird, schließlich weiß man da endlich, wofür Journalisten gut sind. (Ich wollte auch mal eine Diskussion über Blogs vs. Journalismus lostreten…)

  • 2. Die Folklore

    Radfahrer führt, trinkt zwei Flaschen Rotwein, schläft, fährt in die falsche Richtung weiter. Pantanis Teufelsritt nach Alpe d’Huez. Baumgrenzen, Klöster und Käsesorten. 24er Ritzel, Zeitfahrmaschinen und schwere Stürze. Der belgische Kreisel. La flamme rouge. Der Besenwagen. Sieben Stunden gilt es zu überbrücken, und da kann viel über Land, Technik und Leute erzählt werden. Wird es auch.

  • 1. Le tour n’est pas mort

    Sie riecht nur so. Aber das schon länger: Wenn alle Sieger der letzten Jahre Asthma hatten, Doping immer exakt nach der Verjährung zugegeben wird und Dopingfälle weit zurückreichen, kann man nicht wirklich glauben, dass auch nur ein Sieger der letzten 20 Jahre sauber war. Vielleicht ja 2008, wenn es so weiter geht.

le Tour: C’est fini.

von einbecker am 25.07.2005

Es ist vorbei, und nicht nur der Junimond. Es war ene teilweise Spannende Tour, die den gleichen, langweiligen, verdienten Sieger gehabt hat wie die letzten 6 Jahre. Hier das »Best Of« der Tour 2005:

  • 5. Team T-Mobile

    Definiere Ironie: Sie gewinnen tatsächlich die Mannschaftswertung. Dieser Hühnerhaufen, organisiert, um möglichst allen eine gleichwertige (und damit nicht vorhandene) Chance auf den Sieg zu geben, hatte je Etappe die bestplatzierten Fahrer. Und ein paar (3-4) Etappensiege sind ja auch rumgekommen. Hätte T-Mobile ein »System« (siehe 1.), dann könnte man doch mal sehen, was in den Beinen der Herren Radfahrer steckt. Man darf gespannt sein, was Olaf Ludwig sich einfallen lässt. Vielleicht ja Sturzhelme im Training und Sicherheitsabstand zwischen Mannschaftswagen und Trainingsfahrer. Und Bananen, damit der Ulrich nicht wieder Hunger hat.

  • 4. Streckenverlauf

    Wir wissen ja, dass die Franzosen dankenswerterweise unseren Jan lieber haben als den bösen Lance. Aber muss da gleich alles versucht werden, um den Sieger mal anders heißen zu lassen? Drei mickrige Bergankünfte. Ja, wir hatten nette Etappen und den Galibier, aber wo bitte sind L’Alpe d’Huez, der Tourmalet oder der Mont Ventoux? Und nur ein richtiges Zeitfahren. Yes, we want »Contra le monte« two times, am besten eins am Berg. Nun ja, wenigstens konnten die Sprinter im zweiten Teil nicht alle Löcher zufahren. Aber wir erwarten mehr nächstes Jahr!

  • 3. Mickael Rasmussen und Alexander Vinokourov

    Tragische Figuren: Beide nicht unbedingt als Aspiranten gestartet, zwischenzeitlich höher gehandelt, beide tief gestürzt (teilweise nicht nur symbolisch). Großartige Etappensiege haben sie geholt, jedoch sind sie jeweils an entscheidender Stelle eingebrochen.

  • 2. Ivan Basso und Jan Ullrich

    Ich lege mich mal wieder fest: Diese beiden Namen sind die einzigen, die nächstes Jahr die Tour gewinnen können. Keiner von unserem Dreier-Double. Vielleicht noch ein dritter, ein Armstrong von 1999, der einfach so auftaucht. Aber die beiden waren die einzigen, die mit dem großen, dem Big One, mithalten konnten, der eine eher gegen die Zeit, der andere eher am Berg. Es wird spannend nächstes Jahr!

  • 1. Lance Armstrong

    Das siebte Mal ganz oben bei der Tour, das dritte Mal bei uns (und darf damit nicht wiedergewählt werden). Ganz sicher nicht geliebt, ganz sicher nicht unumstritten. Ganz sicher auch der beste Radfahrer der letzten sieben Jahre, der die Tour so dominierte, dass Rennen um Platz zwei spannender waren. Auch wenn wir es hassten (und wir wussten es schon vorher), dass am ersten hohen Berg dieser Mann mit dem gelben Armband ankommt, seinen Stakkato-Tritt rausholte (und wir hassten auch dieses Wort) und an den anderen vorbeiflog, als sei dort gerade die Kaffee-Kranz-Truppe »90 & drüber« unterwegs, so wissen wir doch, dass es keinen gab, der die Siege mehr verdient hätte, denn er hat am härtesten dafür gearbeitet.

le Tour: Pyrenäen

von einbecker am 17.07.2005

Ich habe es ja schon gesagt: »Wer nach diesen schweren Etappen Gelb trägt, legt es auch bis Paris nicht ab.« Dienstag geht es nach dem morgigen Ruhetag zwar noch einmal hoch hinaus (Col d’Aubisque, höchste Kategorie), aber die folgenden 80 Kilometer Abfahrt lassen keinen Platz für Ausreißversuche von Klassementfahrern. Deshalb schon heute die Top 5 der Pyernäen-Etappen:

  • 5. Georg & George

    Totschnig und Hincapie haben Armstrong geschlagen, auch wenn sie ein anderes Rennen gefahren sind. Aber ihre Leistung war nichts desto trotz großartig. Auch wenn die Alleingänge ungeheure Kraft kosteten: Einen Etappensieg bereut man nicht, wie der Gerolsteiner Teamchef sagte.

  • 4. Jan Ulrich

    Er hat es selbst gesagt: Es wird schwer, noch aufs Treppchen zu kommen. Der Spiegel sagt auch sehr treffend, wieso das so ist: »Bei [Ullrich] hat nur noch das Wollen regiert. Aber nicht mehr das Können.«. Gequält, gekämpft, gescheitert. Wie auch T-Mobile, deren Drei-Spitzen-Strategie nur in die eigenen Waden gestoßen hat.

  • 3. Mickael Rasmussen

    Der Däne behält bis Paris nicht nur das Bergtrikot, sondern wahrscheinlich auch den Platz, den Ulrich vor der Tour nicht mal gewollt hätte. Auch wenn er sich abhängen ließ, kämpfte er weiter, und wäre bei einer längeren Etappe wahrscheinlich sogar wieder an Ulrich vorbeigefahren.

  • 2. Ivan Basso

    Der einzige, der mit Armstrong mithalten kann. Wenn es den Zweikampf Basso vs. Armstrong richtig gegeben hätte, wäre es vielleicht noch spannender gewesen, da aber die erste Tourwoche nicht für den Italiener sprach, bleibt es bei einem respektablen zweiten Platz hinter einem Phänomen.

  • 1. Das System Armstrong

    Alles ist abgestimmt, alles läuft perfekt. Seien es die Wasserträger, die Vorbereitung, der Stakkato-Tritt: Er vermittelt zu jedem Zeitpunkt, Herr der Lage zu sein. Und ist es auch. Es gibt keinen, der ihn geschlagen hat, keinen, der ihn hätte schlagen können, selbst wenn es Unfälle oder schlechte Wochen nicht gegeben hätte. Er hat alles punktgenau auf sein Ziel abgestimmt: Als lebendes Denkmal die Tour de France zum siebten Mal hintereinander zu gewinnen und am Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit abzudanken. Respekt.

le Tour: Courchevel

von einbecker am 12.07.2005

Noch vor einer meiner Top-Etappen hat die Tour de France 2005 ihr erstes Highlight gehabt: Bergankunft in Courchevel. Die Top 5 des Tages:

  • 5. Team T-Mobile

    Ohne festen Kapitän zeigt sich, wie ein führerloses Fahrzeug von der Straße abkommt: Während der Discovery-Express hintereinander rollt, bröckelt Telekom aus der Führungsgruppe heraus. Erst Vinokourov, der über fünf Minuten verlor, und dann Ulrich, dessen Helfer Klöden nicht von Anfang an bei ihm war.

  • 4. Jan Ulrich

    Er zeigt zusammen mit Andreas Klöden, dass die Moral stimmt, auch wenn die Form (Sturz-bedingt?) nicht die beste ist. Sie kämpften und ließen den Abstand in Grenzen bleiben. Der Biss sollte aber auch in die Beine gehen, damit die Tour nicht zu einseitig wird.

  • 3. Jörg Jacksche

    Im Team Liberty Seguros-Würth bahnt sich ein Kapitänswechsel an: Heras schwächelt, Jacksche war stark und führte lange, bis Armstrong die Geschwindigkeit anzog.

  • 2. Alejandro Valverde

    Die Illes-Balears-Mannschaft zeigt, dass man auch zu zweit in der Spitzengruppe bleiben kann. Und im Schlussspurt Armstrong besiegt, was nicht vielen gelingt.

  • 1. Lance Armstrong

    Demonstration der Stärke: Auch wenn die Berghelfer nicht vorne mit dabei sind und auch die normalen nach und nach ihren Kapitän im Stich lassen, zeigt er, wer der dominierende Radfahrer der letzten Jahre ist.

Le Tour

von einbecker am 07.07.2005

Leider etwas spät greifen wir in die Tour-Berichterstattung ein. Aber noch früh genug, denn eigentlich ist noch nichts entschieden (hoffen wir mal). Ich fange heute mal mit einfachen Dingen an, damit wir uns die Tage noch steigern können. Hier also die fünf schönsten Etappen der Tour de France 2005:

  • 5. Corbeil-Essonnes — Paris, Champs Elisées (21. Etappe)

    Die Königsetappe der Sprinter. Wer hier gewinnt, hat mehr Prestige gewonnen als der Träger des grünen Trikots oder Tom Bonen mit seinen zwei Etappensiegen (wobei der Belgier wohl auch das grüne bis zum Schluss tragen wird, ich leg mich da mal fest). Die Gesamtwertung ist am Tag zuvor entschieden, und der Sieger trinkt genüsslich mit den Platzierten gemeinsam ein Glas Schampus auf seiner Tour d’Honeur.

  • 4. Briancon — Digne les Bains (12. Etappe)

    Bis jetzt konnte es noch keine Ausreißergruppe bis ins Ziel schaffen. Das Profil der Nationalfeiertagsetappe scheint aber mit seinen vielen Bergen gut geiegnet, die Funkgeräte und Teamorders ins Hintertreffen zu schicken. Traditionell werden die Franzosen versuchen, den Sieg für die Grande Nation zu holen.

  • 3. Courchevel — Briancon (11.Etappe)

    Madeleine, Telegraph und Galibier — der Kenner schnalzt die Zunge. Die schwerste Alpenetappe mit einem Berg der ersten und zwei der höchsten Kategorie wird zeigen, wie gut die Beine der Topfahrer sind. 173 km Schwerstarbeit und eine Abfahrt zum Ziel.

  • 2. Einzelzeitfahren in St. Etienne (20. Etappe)

    Die letzte Chance, noch einmal ins Gesamtklassment einzugreifen, bestehen auf den 55,5 Kilometern rund um St. Etienne. Vielleicht gelingt ja Jan Ulrich ein ähnlicher Coup wie beim ersten Zeitfahren 2003 und schlägt Armstrong. Ich lege mich allerdings auch hier fest und sage, die Tour wird auf unserem ersten Platz entschieden:

  • 1. Agde — St-Lary-Soulan (14. + 15. Etappe)

    Die beiden schwersten Pyrenäen-Etappen haben es in sich. Die 14. klettert erst relativ zum Schluss, dann aber richtig: erst zum Port de Pailh?®res (Höchste Kategorie), zum Schluß die Zielankunft in Ax-3-Domaines als erste Kategorie. Und am nächsten Tag geht es weiter: vier mal muss die erste Kategorie überfahren werden, bevor der Schlußanstieg noch einmal die höchste Kategorie auspackt. Wer nach diesen schweren Etappen Gelb trägt, legt es auch bis Paris nicht ab.

In den nächsten Tagen sicher einiges mehr zu Laktatwerten, Moderations-Gesülze und französischem Wein.
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