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Thema »Best-of-a-Band«, Seite 3

Es ist einfach Rockmusik

von einbecker am 02.08.2005

Um nicht ganz vom Thema (Thema?) dieses Blogs abzustreifen, hier mal wieder ein Beitrag für die Gitarrenfraktion. Über eine Band, die Mitte der 90er auszog, die deutschsprachige Musikszene veränderte und dabei genau diese so verabscheute. Tocotronic waren Protagonisten einer Jugendbewegung, die den Turnschuhminister ins Auswärtige Amt beförderte und sich jetzt fragt, was aus ihr geworden ist — was sich ebenso in der Musik der Tocos wiederspiegelt.

Alle erwähnten Lieder sind in meiner Plattensammlung — oder, wenn der Weg nach Dresden zu weit ist, bei Ladotunes als kostenflichtiger MP3/Ogg-Download — erhältlich. Bei Amazon kann man wie üblich probehören.

  • 5. »Ich hab 23 Jahre mit mir verbracht« (Nach der Verlorenen Zeit, 1995)

    Nicht nur, dass ich den Titel demnächst laut gröhlend vor mich hinsingen werde, während ich den Einfluss von Alter auf die Trinkfestigkeit austeste. Sondern auch das: »Ich bin zu jung, um meine Biographie zu schreiben, und zu alt, um ewig jung zu bleiben.« Philosophie inklusive »Ooooooaaaaaahhhhhhhhh« und Geschrammel auf glatten 2 Minuten.

  • 4. »This Boy is Tocotronic« (Tocotronic, 2002)

    Yes, this is Pop. Oder Stadionrock, wie man das auch nennen will. Inklusive mit den Zähnen auf den unteren Saiten herumnudeln. Und als Aussage (ausnahmsweise) nur die, dass wir doch auch tocotronic sind. Quasi die Fortsetzung der Jugendbewegung mit Massenkompabilität. Was nichts böses ist.

  • 3. »Der schönste Tag in meinem Leben« (Es ist egal, aber, 1997)

    Ihre Instrumentenvirtuosität, Stimmbeherrschung und der Hang zu Melodieverliebtheit hat die (alten) Tocotronicplatten sicher nicht geprägt. Stattdessen war es der Text, der in Verbindung mit der Musik irgendwie genau das ausdrückte, was man selbst in trauter Zweisamkeit mit seiner Bierflasche (oder Freundin) empfand. Und hier: Das Warten auf, das Wissen von, der Herbeisehnen eines der schönsten Refrains, den Rockmusik zu bieten hat. Gewartete Ewigkeit, gestoppte anderthalb Minuten.

  • 2. »Aber hier leben, nein danke« (Pure Vernunft Darf Niemals Siegen, 2005)

    Kritik, die daraus besteht, alle schönen, kleinen Dinge aufzuzählen, die man so sehr mag, um dann ein Alles Scheiße! hinterherzurotzen, kann eigentlich nicht funktionieren. Eigentlich. Weil wir wissen, was sie wirklich sagen wollen — beziehungsweise, was sie nicht sagen wollen, geht das sogar sehr gut, wenn auch nicht mehr mit Geschrammel, sondern im Tagtraummodus.

  • 1. »Gott sei Dank, haben wir beide uns gehabt« (Nach der Verlorenen Zeit, 1995, oder besser: 10th Anniversary, 2003)

    »Du siehst ja selber hier verändert sich nichts groß«Ja!»Nur die eine Kneipe, wo man hingehn mag.«Ja!»Gott sei Dank, haben wir beide uns gehabt!«… Eine Ode an die Freundschaft, gegen die Spießigkeit der Masse, über Kleinstadtmief und Berlinhass. Wer da nichts wiedererkennt, hatte vielleicht eine bessere, aber auch deutlich langweiligere Kindheit. Bei mir trifft jede Zeile, so dass ich in entsprechender Gemütslaune auch gerne sentimental werde. Tipp: in der Rockversion der 10th Anniversary anhören.

Als Bonustrack wurde das tragische »Michael Ende, Du hast mein Leben zerstört« gewählt, das als Nachruf in der taz abgedruckt Morddrohungen hervorrief und heute von der Band nicht mehr gespielt wird.

Rage Against The Machine: Renegades of Funk

von Schuer am 08.07.2005

1992 kam aus Amiland eine Soundexplosion, wie sie die Welt vorher noch nicht gehört hatte. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch traten die vier aus Los Angeles an, um gegen das Establishment zu brüllen.
- laut.de

Hier die Top 5. Lights out guerrilla radio, turn that shit up:

  • 5. »Sleep Now In The Fire«

    Funk! Hier hört man dessen Einflüsse sehr deutlich und bemerkt auf Anhieb die sehr tanzbare Hookline. Beinahe pobbeli-positiv partytauglich. Jedoch befindet sich die besagte Wut im Bauch, die jederzeit mitschwingt, gebündelt in den Lyrics: »Raise your fists and march around [..] I protect it with fire«.

  • 4. »Wake Up«

    Das Intro erinnert an Puffy-oho-yeah-da da-Daddys Godzilla-Verschnitt des alten Led Zeppelin-Klassikers »Kashmir«, bevor es radikal umschlägt und die für Rage typische Bassline annimmt. Dynamischer Höhepunkt in der Mitte des Tracks (»I think I heard a shot«), kurzes Durchatmen, lauter Abgang.

  • 3. »Bombtrack«

    Einer der bekanntesten Songs, der mit einem langen Bass-Intro beginnt, um dann genau das zu bieten, was so typisch für die Band ist: der extrem harte, sehr einprägsame und dabei beinahe funkige Sound, der nicht stampft (wie z.B. bei Rammstein), sondern springt. Kein fröhliches »Jump, jump!«-Springen und kein unbeholfenes »Eee-xit light«-Gehüpfe. Nein, das ist Capoeira.

  • 2. »Killing In The Name«

    Mächtig viel Wut im Bauch, die man stakkatoartig auskotzt rausschreit. Gegen das kapitalistische System, gegen korrupte Regierungen und in diesem Fall gegen Krieg und den Einsatz von Soldaten (»Some of those that were forces are the same that bore crosses«). Eine Aufforderung zum gestreckten Mittelfinger: »F..k you, I won’t do what you tell me!«

  • 1. »Renegades Of Funk«

    Im Original von Afrika Bambaata. Once again und wie der Name schon sagt: Funk. Ihre politischen Absichten waren von Anfang an eindeutig. »We’re on this musical mission to help the others listen and groove from land to land singin’ electronic chants like Zulu nation.« Dass ihre Musik ebenfalls so eindeutig war, machte sie kraftvoll und schwer verdaulich. Das muss man nicht mögen, kann man jedoch respektieren.

hidden bonus track: natürlich keiner.

Umfangreiche Informationen zur Band bei Wikipedia:
Rage against the Machine

mehr Top 5-Bass Bands: R.E.M., bandaloop., Oasis, Smashing Pumpkins, Die Ärzte, Echt.

Athens, GA

von einbecker am 23.06.2005

Meine erste gekaufte CD stammt ebenso von dieser Band wie, 15 Jahre später, meine erste Schallplatte. R.E.M. hat mich schon immer fasziniert, ohne dass ich sagen könnte, wann genau der Anfang war. Jedenfalls war meine erste CD nicht »Automatic for the People« oder »Out of Time«, sondern »Document«. Sie sind eine der beiden Bands, deren komplette Diskografie (jedoch nicht alle Best Ofs) ich besitze. Über wen kann man also besser eine Top-5-Liste verfassen? Gut, wahrscheinlich über eine Band, deren Répertoire nur fünf top-5-würdige Titel enthält. Aber das wäre ja zu einfach… Also los:

  • 5. »Leaving New York« (Around the Sun, 2004)

    Schon auf Platz fünf zeigt sich ein typischer R.E.M.-Song: Die Stimme, nicht die beste, aber sicher eine der charismatischten im Geschäft, trägt das ganze Lied. Leichte Drums, leichte Gitarre, ein paar Arrangements im Hintergrund, sowie die zweite Stimme von Mike Mills, aber alles eher schmückendes Beiwerk. R.E.M. lebt von großartigem Songwriting und Charisma, nicht von ausgetüftelten Frickeleien.

  • 4. »Sitting Still« (Murmur, 1983)

    Ein Vertreter der typischen College-Rock-Richtung der frühen Alben. Auch hier gilt: Alles andere außer der Stimme klingt ersetzbar, aber erst das Zusammenspiel in dieser Art macht diesen Klang so trocken und gut. »Setting trap for love, making a waste a time, sitting still.« und »I’m the sign and you can read.« — so fühlt sich das manchmal an, leider.

  • 3. »Nightswimming« (Automatic for the People, 1992)

    Da ist sie, die Gänsehaut. Unbeschreiblich schön, aber ich versuch es trotzdem: Die Einfachheit von Melodie (wunderschönes Klavier) und Stimme, die über das singt, was man unbedingt mal getan haben sollte (Nachts baden), und hintergründig über den Verlust durch Alltägliches (»These things, they go away, replaced by everyday.«). Und was hat man nicht alles getan zu diesem Lied, von Küssen bis Weinen war alles dabei.

  • 2. »It’s the End Of the World As We Know It (and I Feel Fine)«
    (Document, 1987)

    Am Ende jeden R.E.M.-Konzertes steht dieses Brett von einem Song. Lange bevor Eminem irgendwelche Textstücke zu »Rap« zusammensetzen konnte, singt Michael Stipe in einer Geschwindigkeit, die jeden Möchtegern-Aggroer vor Neid erblassen lässt. Ein wunderschönes Lied über Neuanfänge, verdammt gut tanzbar in der Indie-Disko ihres Vertrauens.

  • 1. »Strange Currencies« (Monster, 1994)

    Aus der völlig unterschätzen Post-Automatic…-Era mein absoluter Lieblingstrack. Wie bei allen großen Liedern ist es nicht irgendein Moment (ja, da gibts einige) oder irgendwelche persönlichen Bindungen (Bingo!), sondern vor allem der Song, der einen so rührt, das man vor Freude weinen möchte. Und auch hier: Die Stimmung, die beschrieben wird, kennt man aus der Sendung called Real Life.

Ach ja, Bonus Track ist diesmal »Bad Day« von der zweiten Best Of. Steht in bester Tradition von unserer Nummer zwei.


Weitere Musikalische Top-Listen findet ihr in der Kategorie rock’n’roll star.

bandaloop.

von Schuer am 14.06.2005

Müsste ich eine Top 5-Liste meiner all time Playlist erstellen, käme ich an den Liedern dieser Band kaum vorbei. Sie begleitet mich – musikalisch gesehen, aber nicht instrumental – seit der Zeit, in der wir das Musikvideo zur ersten Single “You suck” des zweiten Albums “Twin” produzierten, über die Zeit hinweg, in der sie sich mit dem brillianten Soundtrack zu unserem Film “Placebo” revanchierten, bis etwa heute. Klar, morgen auch noch. Mindestens einer ihrer Songs steht seit mehr als 104 Wochen in meinen privaten Hörer-Charts, und nicht nur deshalb widme ich ihnen nun (m)eine Top 5:

    5. Extraordinary (1,9 MB)
    Der zweite Track des ersten Albums “Aromatik” hat einen eindringlichen Refrain und sehr viel Dynamik. Warum liebe ich eigentlich Dynamik? Wahrscheinlich, weil sie Musik so intensiv macht. Lange laut schreien können viele, und leise zur Gitarre nuscheln konnte schon Bob Dylan, aber mit echter Dynamik zu spielen scheint mir eine hohe Kunst zu sein. Das erste Mal ernsthaft wahrgenommen habe ich das übrigens, als Live in mein Leben trat – ebenfalls extraordinary gut.

    4. Body Symphony (1,7 MB)
    3. Track, 2. Album. Sarah meint dazu: »Als Kinder waren mein Schwester und ich davon überzeugt, fliegen zu können, denn im Traum ging es ganz leicht. Wir wussten genau, wie sich das anfühlt, also haben wir immer vom Hochbett aus geübt. Wenn aber die Leute (wie schon geschehen) sich bei dem Song lieber vorstellen, dass ich ein anderes sinnliches Erlebnis besinge, bitte schön…das macht es doch erst spannend.« Hey, also ich mag den Song – egal was darin passiert.

    3. Universe of Love (1,3 MB)
    Remixe sind wie Hütchenspiele; oft verarscht man sich dabei selbst und verliert. Aber natürlich gibt es Ausnahmen, und den Sparkle of my star-mix (3,8 MB) finde ich ähnlich spannend wie die Beginning-Fassung von Smashing Pumpkins‘ Song »The End is the beginning is the end«: wenn etwa plötzlich eine ganz neue Stimmung entsteht, weil sich nicht nur der Beat, sondern beinahe der ganze Track ändert, können sich Remix und Original nicht nur ergänzen, sondern sogar Gegensätze bilden und dabei gemeinsam wachsen. Wahrscheinlich schon wieder eine Form von Dynamik, was?

    2. St. Michel (3,7 MB)
    Was zur Hölle..? Triphop? Wohl kaum, vielleicht einfach nur Pop. Whatever, als mich das Lied gepackt hat, hatte ich zwei Wochen lang keine andere Melodie mehr im Kopf. Unter diesen Voraussetzungungen mag ich es kaum in eine Schublade stecken wollen. Allein schon deshalb nicht, weil Musik aus Schubladen so dumpf klingt, wenn sie geschlossen sind. Dieses Lied hier gehört auf einen Berg!

    1. Unity (1,6 MB)
    Top #1 of Top 5, 7. Lied des 2. Albums. Wollte gerade nochmal reinhören und habe dabei versehentlich die mühsam zusammengestellte (und noch ungesicherte) Oasis-Playlist ins Nirvana (scheiß auf’s w, wenn’s um Wortspiele geht) geschickt. Aber halb so wild, denn “Unity” ist’s jederzeit wert. Ich hoffe sehr, dass es noch weitere 104 Wochen in meiner all time Playlist verweilen wird.

hidden bonus track: Travel
Travel bildete den Soundtrack zum Film “Im Juli” (großartiger Film von Fatih Akin!), wenn ich mich recht erinnere an der Stelle, als Moritz Bleibtreu mit seiner Filmpartnerin den Wohnwagen erkundet. »Come on and travel with me..«, bitte erst die klare Stimme des Punkchore Mix‘ (1,2 MB) anhören – wie war das mit den Remixen weiter oben? -, bevor ihr zum Movie Mix (3,7 MB) übergeht!

Fuckin’ In The Bushes

von einbecker am 31.05.2005

Gestern ist es also erschienen, das neue Wunderwerk der größten Band der Welt — beziehungsweise aus Manchester. Hier also nach so unbedeutenden Bands wie Echt oder auch den Smashing Pumpkins nun die einzig wahre Top-5-Liste zum Thema Musik Oasis (was ja wohl aufs selbe hinausläuft!). Und auch wenn man versucht ist, nur Alben zu listen, habe ich widerstanden und mich der Aufgabe gestellt, fünf Songs zu finden, die jeden Musikliebhaber schnellstens in den Plattenladen schicken. Hier die Liste »Was bisher geschah« (chronologisch):

  • 5. »Live Forever« (Definetely Maybe)

    Auf der polnischen Raubpressung eines Freundes wurde der Titel des Albums (passend zu Nō 4) um die Worte »(The Best)« doch recht passend ergänzt. Ein Debütalbum, das sich dem Gehype (und auch der Qualität!) heutiger Newcomer (die gerne von den Gallaghers mit abfälligen Bemerkungen bedacht werden) in nichts nach. Und ein Song, der durch eine träumende Linie und treffenden Text besticht, der nicht passender hätte sein können für manchen tragischen Verlust.

  • 4. »Wonderwall« ((What’s The Story) Morning Glory)

    Nach reiflicher Überlegung war es doch der Übersong des vielleicht besten Albums der 90er, der hier hin musste — Perlen wie »Don’t Look Back In Anger« oder auch das epische »Champagne Supernova« mögen alleinstehend größere Songs sein, aber nichts drückt die Perfektheit des Albums besser aus als dieser Song. Dieses Abschließende, die Unbestimmtheit, die Einfachheit der Aussage (und der Musik). »Maybe, you’re gonna be the one that saves me.« Wann haben wir das das letzte Mal gefühlt? Und wann waren wir zuletzt so glücklich?

  • 3. »I Hope, I Think, I Know« (Be Here Now)

    »If I’ll stumble, catch me when I fall, ‘cause baby, after all, you’ll never forget my name.« Nein, wir vergessen euch nicht. Sondern singen und rocken mit, bis das Haus zusammenfällt. Und ja, wir würden euch vermissen, auch wenn euch das (angeblich!) nichts ausmacht.

  • 2. »Sunday Morning Call« (Standing On The Shoulders Of Giants)

    Zugegeben: Wäre die Liste nicht chronologisch/albumbiographisch sortiert, wäre wohl kein Song der SOTSOG hier gelistet, auch nicht dieses doch recht schöne, langsame Lied, das mich in Teilen leider an Boyzone erinnert… Klassischer Tiefpunkt einer Band, nach drei großen Alben (und noch vielen kommenden) aber sicherlich verkraftbar. Immerhin mit einem großartigen Newton-Zitat als Titel und dem Eröffnungssong (nicht nur dieser Liste) als — richtig — Eröffnungssong.

  • 1. »She Is Love« (Heathen Chemestry)

    Die Auswahl fiel ähnlich schwer wie bei Nō 2, allerdings am entgegengesetzen Ende der Qualitätsskala. Es wurde (wieder einmal) ein eingängiges Liebeslied mit viel Geklatsche & Geklapper, ein wenig Gitarre und einem bittersüßen Text, das auf jedes Mixtape gehört, das einer neuen Freundin gemacht wird.

Als Hidden Track gibt es diesmal »Fade Away« von der B-Seiten-Sammlung Masterplan (oder auch der B-Seite zu »Cigarettes & Alcohol«). »While we’re living, the dreams we have as children fade away.« Viel treffender geht es nicht mehr, und das soetwas nur auf eine B-Seite kommt sollte an Überzeugung jetzt wirklich ausreichen. Ach ja: Wer noch ein bisschen vorspult, bekommt »Part of the Queue« vom neuen Album und weiß endlich, wofür sich das Album wirklich lohnt.

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